Ute Thoma: „Der Wirtschaft entgehen Milliarden“

In Zeiten des Arbeitskräftemangels ist ein maßgeschneidertes bAV-Konzept ein starker Treiber für die Attraktivität der eigenen Arbeitgebermarke

Am Arbeitsmarkt konkurrieren kaum noch Bewerberinnen und Bewerber. Inzwischen kämpfen viele Unternehmen um die Gunst immer weniger Arbeitskräfte. Experten sind sich einig: Um auf dem Bewerbermarkt zu punkten, ist der Aufbau von starken Arbeitgebermarken unerlässlich. Wie die Bayerische Unternehmen dabei unterstützt und welche Rolle ein ganzheitliches und schlüssiges bAV-Konzept dabei spielen kann, darum geht es im Interview mit Ute Thoma, Leiterin des Geschäftsfeldes Unternehmensvorsorgewelt, und Karsten Koch, Spezialist Betriebliche Vorsorge. Ein Pluspunkt für Vermittler: Das komplette Angebot steht inzwischen auch in der Softwarelösung Xempus zur Verfügung.

Wie sich das Interesse an der bAV derzeit entwickelt, das zeigte jüngst eine Studie des Beratungshauses Deloitte. Demnach erlebt die bAV gerade in Krisenzeiten einen Boom. Von 2020 bis 2022 stieg die Inanspruchnahme der Gehaltsumwandlung für die bAV von 24 Prozent auf nahezu das Doppelte (47 Prozent). Vor allem die Bezuschussung durch den Arbeitgeber sehen Arbeitnehmer als Argument für die bAV. Dabei stuft Deloitte eine Bezuschussung von 50 Prozent als wirkungsvollsten Wert ein. Auch dazu nehmen unsere beiden Interviewpartner Stellung.

„Wir denken weit über das Versichern hinaus“

Redaktion: Frau Thoma, was hat die Bayerische in Sachen bAV im Angebot?

Ute Thoma
Ute Thoma

Ute Thoma: Im Kern sind es drei Produkte: die konventionelle bAV, die über unseren Deckungsstock investiert. Außerdem bieten wir eine Fondspolice, bei der Kunden aus 70 Einzelfonds – darunter auch nachhaltige Anlagen – wählen können. Wer komplett nachhaltig unterwegs sein will, für den gibt es exklusiv bei uns die beiden Pangaea Life Fonds; in Kombination mit der bAV ein echtes Zugpferd.

Neben diesen Produkten unterstützen wir Arbeitgeber auch bei der Schaffung einer attraktiven Arbeitgebermarke und der Positionierung von Benefits. Kurzum: Wir denken das Thema betriebliche Vorsorge weit über die Versicherung hinaus.

Redaktion: Stichwort Benefits: Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Ute Thoma: Natürlich, da ist die Auswahl groß. Über spezielle Kooperationspartner können wir den aktuellen CO2-Fußabdruck im Unternehmen messen und dabei unterstützen, eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Bei den Benefits ist die bAV die Nummer eins über alle Altersgruppen hinweg. Anders als noch vor 20 Jahren empfindet gerade die jüngere Generation eine solche Leistung heute als deutlich wertvoller als etwa einen Dienstwagen. Was die Prozesse in der Beratung betrifft, unterstützen wir unsere Vertriebspartner seit Kurzem auch durch das Beratungstool von Xempus.

„Höhere Arbeitgeberzuschüsse rechnen sich in der Zukunft”


Redaktion: Welche Trends sehen Sie derzeit in der bAV?

Ute Thoma: Tariflich ist natürlich im Kontext anhaltender Niedrigzinsen die Zuwendung zu aktienorientierten Anlagen ein bedeutender Trend. Die jüngere Generation steht vor der Herausforderung, die Versorgungslücke – die ja gerade für junge Leute recht weit aufklaffen wird – zu schließen. Ein weiterer Trend ist die Reduktion von Beitragsteilen für die Garantie, damit mehr Mittel für andere Ziele innerhalb der Altersvorsorge frei werden. Außerdem bemerkt man gerade einen deutlichen Wandel beim Arbeitgeberanteil von betrieblichen Lösungen.

Redaktion: Inwiefern?

Ute Thoma: Vor ein paar Jahren konnten Mitarbeitende noch froh sein, überhaupt einen Arbeitgeberanteil von 15 Prozent zu erhalten. Inzwischen geben 55 Prozent der Arbeitgeber einen Zuschuss, der über der gesetzlichen Mindestgröße von 15 Prozent Arbeitgeberanteil lag. Arbeitgebern empfehle ich dringend bestehende Zuschussmodelle zu überdenken. 15 Prozent sind das gesetzliche Minimum, und das hat nichts mit Wertschätzung zu tun.

Karsten Koch: Wir sind im Rahmen der Mitarbeiterbindung immer „auf der Rasierklinge“ unterwegs. Während der Arbeitgeber aktuell durch hohe Energiekosten, Inflation und das allgemeine Kostenumfeld belastet ist, muss er trotzdem wirkungsvolle Bindungsmaßnahmen für die Belegschaft einplanen und finanzieren. Diese Investition lohnt sich aber in der Zukunft.

Ute Thoma: Da muss man sich mal die Zahlen vor Augen halten: Im Schnitt kostet eine nicht besetzte Stelle den Arbeitgeber pro Jahr rund 29.000 Euro. Das ist verlorener Umsatz und Gewinn. Insgesamt sind es zirka 100 Milliarden, die der deutschen Wirtschaft aktuell jährlich verloren gehen.

„Arbeitnehmende setzen die Beiträge zu niedrig an”


Redaktion: Was wird auf Arbeitnehmerseite bei der bAV häufig falsch gemacht?

Ute Thoma: Ganz klar: Die Beiträge werden zu niedrig angesetzt. Die Rentenversorgungslücke liegt aktuell bei über 50 Prozent vom Netto. Mit 100 Euro Brutto-Beitrag schließt man die nicht, und das muss man den Kunden auch klarmachen. Über bAV profitieren Arbeitnehmer von staatlichen Subventionen, von der Steuerersparnis und vom Arbeitgeberzuschuss. Insofern ist die bAV das Erste, was Arbeitnehmer nutzen sollten.

Karsten Koch Ute Thoma Interview
Karsten Koch

Karsten Koch: Am Ende geht es darum, dass der Arbeitnehmer während seiner Lebensarbeitsleistung eine gesetzliche Rente erarbeitet und die bAV ihn im Idealfall mit einem Vertrag ebenso lange begleitet. Gerade dann müssen die Beiträge geschickt gewählt sein. Bei jungen Menschen geht man von etwa zehn Prozent ihres Nettoeinkommens aus, die sie für Versorgungsleistungen investieren sollten. Und das mit einer wachsenden Tendenz. Viele Menschen schieben das Thema Altersvorsorge leider immer wieder auf die lange Bank.

Redaktion: Warum ist das so problematisch?

Karsten Koch: Eines können wir nie aufholen: Den Zinseszinseffekt und den Beschleuniger „Zeit.“ Ich nenne es das achte Weltwunder. Wenn ich mal meine Altersvorsorge 20 Jahre geschoben habe, muss ich überproportional viel investieren, um dann noch auf die gleiche Leistung zu kommen wie mit einem frühen Start.

Redaktion: Stichwort Prozesse: Welche Vorteile haben Vermittler mit Xempus?

Ute Thoma: Zunächst einmal stellen wir unseren Vertriebspartnern diesen Service kostenfrei zur Verfügung. Xempus ist barrierefrei, funktioniert also ohne Systembruch. Man kann digital beraten und eine digitale Verwaltung anbieten. Und wir sind einer der wenigen Versicherer, die das alles über eine einzige Abschlussstrecke möglich machen. Mit Xempus können Vermittler gemeinsam mit dem Arbeitgeber berechnen, welche Kosten für ihn entstehen, und so ein passendes Zuschussmodell kreieren. Sie können zudem den Arbeitnehmer in der Beratung mitnehmen und ihm zeigen, wo der Vorteil der bAV gegenüber der privaten Vorsorge ist. Von der Versorgungslücke über den Aufwand bis zum Gehalt ist alles mit drin.

Darüber hinaus funktioniert der Abschluss für alle Beteiligten mit elektronischer Unterschrift. Das zahlt auf die Nachhaltigkeit des Arbeitgebers an. Final steht dem Arbeitgeber kostenfrei eine digitale Verwaltungsplattform zur Verfügung. Dort kann er alle Dokumente einsehen und behält stets einen aktuellen Überblick über die Verträge. Die wichtigsten Vorgänge wie Adressänderung seiner Mitarbeitenden, Namensänderung, Beitragsanpassungen kann er uns innerhalb des Tools melden und spart so viel Zeit. Uns ermöglicht das ein schnelleres Umsetzen der Änderungen.

Im zweiten Teil des Interviews gehen Ute Thoma und Karsten Koch auf die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der bAV ein.

Titelbild & Beitragsbilder: © die Bayerische

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Autor

NewFinance Redaktion
NewFinance Redaktionhttps://www.newfinance.de
Hier bloggt die Redaktion von NewFinance.today zu allgemeinen und speziellen Themen rund um Versicherung, Finanzen und Vorsorge aber auch zu Unternehmensthemen der Bayerischen. Wir wünschen eine spannende und interessante Lektüre!

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