Bayern steht vor den Landtagswahlen: Am 8. Oktober ist es soweit. In Vorbereitung darauf präsentieren profino und procontra einen Polit-Talk mit Vertretern der Parteien, den Ihr im kostenlosen Live-Stream nachverfolgen könnt.
Der Polit-Talk mit der Bayerischen
Die Frage nach dem richtigen Wahlkandidaten steht üblicherweise vor jedem neuen Gang an die Urne im Raum – um einen besseren Überblick zu geben, welche Partei sich hinsichtlich der aktuellen Probleme im Maklermarkt positioniert, haben profino und procontra am 28. September zum Polit-Talk eingeladen. Dabei haben sie vorab alle großen Parteien angefragt: CSU, SPD, Freie Wähler, Grüne, AfD sowie die FDP. Mit dabei waren:
- Dr. Herbert Schneidemann, Vorsitzender des Vorstands die Bayerische
- Dr. Silke Launert, CDU/CSU
- Michael Schrodi SPD
- Martin Hagen, FDP
- Tim Pargent, B90/Grüne
- Felix Locke, Freie Wähler
Die Moderatoren Julia-Marie Welker vom Debattierclub Hamburg e.V. und Matthias Hundt von Procontra leiteten die teils durchaus leidenschaftlich geführte Debatte.
Das Problem mit der Regulierung
Zu Beginn widmete sich die Talk-Runde dem Themenkomplex Regulierung. Für die Mehrheit der Teilnehmenden standen hier Vereinfachung und Transparenz im Mittelpunkt. Dr. Schneidemann äußerte dabei als einer der ersten die Kritik an der Regulierung der Versicherungsmakler. „Manchmal bleibt gar nicht genug Zeit, um die Kunden zu beraten“, sagt der Experte dazu. Die CDU-Politikerin Dr. Launert stimmt zu: Dies sei nicht nur eine Belastung für alle Berater, sondern auch für diejenigen, die die Produkte am Ende kaufen wollen.
Hier stehe klar die Politik in der Pflicht, sind sich die Versammelten einig. Laut SPD-Politiker Schrodi seien bereits Vereinfachungen auf dem Weg. Wie genau diese aussehen und wann sie in Kraft treten können, stand allerdings zum Zeitpunkt des Polit-Talks noch nicht fest. Dr. Schneidemann gab sich skeptisch: Er hatte deutlich den Arbeitsfluss des Vermittlers im Auge und sah dabei noch weitere Verkomplizierungen auf sie zukommen.
Der FDP-Politiker Hagen schlägt dagegen vor, das Augenmerk eher darauf zu legen, wo beim Kunden tatsächlich ein Informationsbedarf besteht. Ein Beratungsgespräch hat bekanntlich nur eine begrenzte Zeit, bei der es im Interesse der Kundschaft ist, dieses am Ende gut informiert zu verlassen. Häufig sei aber vielmehr eine Überforderung zu beobachten. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen einzuhalten, sei in vielen Fällen von höherer Priorität als die Aufklärung der Kunden.
Felix Locke von den Freien Wählern findet, dass die Politik in Sachen Regulatorik völlig überreagiert hat. Die wenigen „schwarzen Schafe“, die man früher aus der Versicherungsbranche kannte, gebe es nicht mehr – schon aus Eigeninteresse heraus müssten Vermittler heutzutage professionell arbeiten.
Die EU-Taxonomie
Ähnlich sieht es mit dem zweiten Themenkomplex aus, den der Polit-Talk aufgegriffen hat. Der Grünen-Vertreter Pargent hielt manche Aufklärung für „grundsätzlich angemessen“, die CDU-Politikerin Dr. Launert habe von den vielen Regularien der Taxonomie-Verordnung dagegen „Bauchschmerzen“. Moderatorin Julia-Marie Welker brachte die Frage, ob die Politik nicht zuerst einen einheitlichen Rahmen schaffen sollte, bevor der Vermittler in den Zugzwang gerät, ins Spiel. Die Moderation richtet die Frage an den SPD-Politiker Schrodi, der zunächst Locke widerspricht, wenn dieser sagt, man brauche keine Regulierung. Auf Nachfrage der Moderation gibt Schrodi an, dass das Thema Taxonomie noch lange nicht abgeschlossen sei – und es sei wichtig, darüber zu beraten.
Weiter besprachen die anwesenden Experten das Phänomen der Finanz-Influencer. Diese müssten im selben Maße reguliert und beobachtet werden wie die klassischen Makler, die zum Beispiel jedes Jahr eine gewisse Weiterbildung nachweisen müssen.
Täglich grüßt das Provisionsverbot
Und natürlich kamen die Teilnehmer des Polit-Talks nicht um das Thema Provisionsverbot herum. Dieses machte erst zu Jahresbeginn erneut die Runde, diesmal allerdings von EU-Ebene aus. Schnell kam der Vergleich mit den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich auf, wo schon seit einigen Jahren ein Provisionsverbot herrscht.
Dr. Launert sah darin keine Lösung: Diejenigen, die auf die Beratung am meisten angewiesen sind, hätten das Geld für ein pures Honorarmodell nicht. Die SPD gab wiederum eine wirtschaftlich attraktive Bezahlform für Vermittler als Idealmodell an, allerdings müsste diese dann auch sozial gerecht sein.
„Wir stehen zu allen Vertriebswegen.“ – Dr. Herbert Schneidemann
Finanzbildung für Deutschland
Ein weiteres Problem sei, dass Verbrauchern nicht immer klar ist, mit welcher Art von Berater, Vermittler oder Vertreter sie überhaupt zu tun haben. Für die Polit-Experten bedeutete das einen kleinen Exkurs in Richtung Schulwesen: Braucht die Bundesrepublik neue Schulfächer für das Finanz- und Versicherungswesen? Oder reichen die bestehenden Fächer bereits aus, brauchen jedoch ein Update? Einig ist man sich nur mit einem: Das Wissen der Kunden ist nicht ausreichend.
„Nehmen wir mal an, wir führen in Bayern einen Volksentscheid durch. Dabei kommt heraus, dass die Politiker für die Umsetzung dieses positiven Volksentscheids künftig auf verzichten. Das ist praktisch das, was Sie fordern, wenn man sagt, beratungsfreier Verkauf darf nicht provisioniert werden.“ – Dr. Herbert Schneidemann
Abschlussrunde
Abschließend stellten die Moderatoren die Frage in den Raum, was die teilnehmenden Gäste ändern würden, um Makler zu stärken, wäre die Bürokratie kein Hindernis. Im Überblick die Antworten:
- Bündnis 90/Grüne: Eine Elementarpflichtversicherung
- Freie Wähler: Eine Eindämmung der Informationsflut
- FDP: Abbau der übertriebenen Regulierung
- SPD: Mehr Bildung und Öffentlichkeitsarbeit für die Branche
- CDU/CSU: Vereinfachung der Beratung
- Die Bayerische: Mehr Wertschätzung für die Branche
Nicht vergessen: Am 8. Oktober geht es für Bayern an die Urne. Wer den Polit-Talk verpasst hat, kann ihn bei profino in Gänze nachholen.
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