„Niedrige Einkommen und befristete Arbeitsverhältnisse erschweren es jungen Leuten heute, regelmäßig für ihr Alter zu sparen und systematische Vorsorge zu betreiben.“ (Heribert Karch, Geschäftsführer Metallrente und Auftraggeber der Studie “Jugend, Vorsorge, Finanzen”)
Wie steht es um das Spar- und Vorsorgeverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Diese Frage war auch 2019 Gegenstand der alle drei Jahre stattfindenden Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ des betrieblichen Versorgungswerkes Metallrente. Das Forschungsinstitut Kantar Public Deutschland hatte rund 2.500 junge Menschen zwischen 17 und 27 Jahren zur Altersabsicherung befragt. Das Ergebnis der Studie war nicht nur für die Auftraggeber „alarmierend“.
Nur ein gutes Drittel sorgt regelmäßig vor
Die öffentlichen Diskussionen um längere Lebensarbeitszeiten, drohende Rentenlücke und Altersarmut haben vor allem bei jungen Menschen Spuren hinterlassen. Nur noch knapp ein Drittel (32 Prozent) der Befragten sorgt privat für das Alter vor. Vor drei Jahren hatte der Anteil noch bei 35 Prozent gelegen. 48 Prozent (2010: 55) gaben an, zumindest gelegentlich Geld fürs Alter zurückzulegen.
Was den eigenen Lebensabend betrifft, herrscht bei vielen jungen Menschen Skepsis und Unsicherheit vor: So rechnen 85 Prozent der Befragten damit, noch weit über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten zu müssen. 68 Prozent fürchten, im Alter selbst arm zu sein.
Junge Frauen bei Altersabsicherung besonders benachteiligt
Besonders düster ist es um die langfristige finanzielle Vorsorge junger Frauen bestellt:
„Viele Frauen gehen Kompromisse ein, weil sie frühzeitig die Gründung einer Familie im Blick haben. Gepaart mit ihrer geringeren Risikobereitschaft ergibt sich daraus ein langfristiges Vorsorgeverhalten, das zu Nachteilen bei der Rente führt.“ (Klaus Hurrelmann, wissenschaftlicher Leiter der Studie)
Fakt ist: Dreiviertel der befragten jungen Frauen (aber nur 40 Prozent der jungen Männer) erwarten, dass sie in der Lebensphase mit kleinen Kindern nur Teilzeit arbeiten. Außerdem investieren 35 Prozent der jungen Männer und 18 Prozent der befragten Frauen in Aktien und Immobilienfonds.
Vater Staat, übernehmen Sie!
Wenn es ums Thema Altersabsicherung geht, prägen Handlungsdruck und Unsicherheit die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Deshalb, so die Auffassung einer großen Mehrheit der Befragten, muss der Staat in die Pflicht genommen werden. Und zwar sowohl bei der Informationspolitik (nur rund ein Drittel gab an, sich beim Thema Altersvorsorge auszukennen) als auch bei der Finanzierung der staatlichen Rente. Hier sind sogar mehr mehr als die Hälfte bereit auf feste Zinsgarantien zu verzichten, wenn sie dadurch die Aussicht auf eine deutlich höhere Rente hätten.
Zukunftsmodell betriebliche Altersvorsorge?
Was die Sparformen zur Altersvorsorge betrifft, hat sich das Bild in den letzten neun Jahren fast komplett gedreht: Waren es 2010 noch die klassischen Vorsorgeprodukte wie Bauspar- und Riestervertrag, steht aktuell die betriebliche Altersvorsorge (bAV) besonders hoch im Kurs. 38 Prozent der befragten jungen Leute gaben an, im Rahmen der bAV fürs Alter vorzusorgen (siehe Grafik). Konkret nach der Sparform bAV befragt, hätten sich 92 Prozent für ein automatisches Sparen im Rahmen der bAV mit Opting-out und Arbeitgeberzuschuss ausgesprochen.
Wer vermittelt Jugendlichen das nötige Finanzwissen?
Studien zum Thema Altersabsicherung sorgen in Deutschland beinahe regelmäßig für Schlagzeilen. Erst vor einem Monat hatte eine Umfrage des Portals Weltsparen für ähnlich beunruhigende Zahlen gesorgt. Die aktuelle Jugendstudie von Metallrente hat die sich abzeichnende Negativentwicklung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch einmal bestätigt.
Laut der aktuellen Metallrente-Studie ist auch fehlende Finanzbildung eine der Hauptursachen für die Abkehr vieler junger Menschen vom Thema Altersvorsorge. Die Vermittlung von Finanzwissen an den Schulen gehört deshalb zu den Grundforderungen der Jugendlichen. 87 Prozent der Befragten sind dringend dafür. Bis das in nicht absehbarer Zukunft flächendeckend umgesetzt ist, sind gerade junge Menschen auf die Expertise von Vermittlern angewiesen. Die Ergebnisse der Jugendstudie unterstreichen, wie wichtig unabhängige Fachkompetenz bleibt. Nicht zuletzt, um Missverständnisse und Fehleinschätzungen zu korrigieren.
Titelbild: © pasja1000/pixabay.com, Infografik: © Metallrente