Rund vier Monate ist es her, dass eine der größten Umweltkatastrophen unserer Zeit Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verwüsteten. Der Wiederaufbau läuft, doch ein Ende ist noch lange nicht absehbar. Dennoch ist es still geworden um die Katastrophengebiete.
Die Versicherungskauffrau Kim Hahn ist Inhaberin des Maklerunternehmens Leo Forsbeck
im stark betroffenen Bad Münstereifel. Die Innenstadt wurde durch die Flut großflächig zerstört, viele Kunden der Unternehmerin kommen aus der unmittelbaren Umgebung und damit direkt aus den Krisenregionen. Wie erlebte Kim Hahn die Flutkatastrophe vor Ort, inwieweit konnte sie auf Hilfe von Seiten der Versicherer zählen und wie sieht es heute in der stark gebeutelten Region aus? Das berichtet sie hier im Gastbeitrag.
“Während der Fahrt ging mir vieles durch den Kopf”
Mein Tag begann wie jeder andere. Ich machte mich morgens mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit. Nach einiger Zeit gab es ungewohnt viel Stau. Viele Straßen waren gesperrt. Ich konnte mir das nicht erklären und fuhr etwa zwei Stunden über Feld- und Waldwege. Es gab kein Radio, kein Handynetz, kein Internet. Ich begann mir Sorgen zu machen. Nicht nur, weil ich das erste Mal in meiner Karriere zu spät in meine Firma kam, sondern auch, weil so viel auf den Straßen los war. Ich kam nicht durch und fuhr wieder nach Hause. Mein Mann sagte mir, dass es eine Flut gab und viele Städte und Dörfer zerstört worden sind. Ich setzte mich auf mein Fahrrad und versuchte über kleine Wege nach Bad Münstereifel zu kommen. Während der Fahrt ging mir vieles durch den Kopf, ich sorgte mich um meine Familie, mein Elternhaus, mein Team.
“Meine Stadt war völlig zerstört”
In Bad Münstereifel angekommen verschlug es mir die Sprache. Meine Stadt, in der ich groß geworden bin, wurde bei der Flut vom 14. Juli 2021 völlig zerstört. Überall lagen Trümmer, Wasser wohin das Auge reichte, Menschen standen auf den Straßen, weinten, schleppten Schlamm. Vor uns brachen Häuser ein, manche Ecken waren gar nicht wiederzuerkennen. Ich fuhr zu meinen Mitarbeitern, alle massiv von der Flut betroffen. Ich konnte das alles nicht glauben, es war wie im falschen Film.
Als ich schließlich meine Firma erreichte, stand ich nur da, mit offenem Mund, regungslos. Das Café unter uns war völlig zerstört. Ich gab mir nach einer Weile selbst einen Klaps ins Gesicht und dachte: „Kim, es muss weiter gehen. Du hast deinen Kunden versprochen, dass du im Schadenfall für sie da bist und sie nicht im Stich lässt.“ Dieser Job ist für mich nicht nur ein Job, es ist eine Berufung. Also erarbeitete ich einen Plan, wie ich am besten und effektivsten meine Kunden unterstützen kann. Doch zunächst konnte ich gar nicht so viel tun, wie ich eigentlich wollte. Ein abgesoffener Server ohne Internet brachte mir sehr wenig. Zudem hatte ich ohne Handynetz, Telefon und Internet keine Möglichkeit, an meine Kunden heranzukommen – und sie nicht an mich. Auch mit dem Auto gab es aufgrund der massiven Zerstörungen kein Durchkommen. Daher konnte ich nur hoffen, dass sich bald etwas tut.
“Es war wie nach einem Krieg”
Die ersten beiden Tage nach der Flut verbrachte ich damit Schlamm zu schippen. Ich versorgte meine Menschen mit Trinkwasser, Zigaretten, Powerbanks und lebenswichtigen Sachen. Ein paar Geschäfte in Euskirchen hatten geöffnet und ich fühlte mich wie nach dem Krieg. Alles kaufen was möglich ist.
Nach einiger Zeit meldete sich das Handynetz sehr schwach zurück und bei mir zu Hause ging das Internet wieder … zwar instabil, aber es ging. Also baute ich mir ein kleines Home Office auf. Ich wollte helfen, ich wollte weiterkommen, ich wollte etwas tun.
Die Kunden riefen mich an mit all ihren Sorgen. Es war ein Graus. Ich nahm alles auf und meldete die Schäden an die Versicherer. Ich arbeitete 16 Stunden, 7 Tage die Woche, 6 Wochen am Stück. Und wenn ich nicht mehr arbeiten konnte, weil mein Kopf das nicht zuließ, schippte ich Schlamm aus den Häusern meiner Freunde, meines Dorfes Iversheim, meiner Stadt Bad Münstereifel.
“Ich hatte Angst, dass die Versicherer ihre Versprechen nicht halten würden”
Ich merkte, die Versicherer waren überfordert. Alle hatten mit einer massiven Flut an zu bearbeitenden Schäden zu kämpfen, sodass es zunächst schwierig war, elementare Aussagen für meine Kunden zu erhalten. Wir brauchten unendlich viele Gutachter, Fachleute, Spezialkräfte für diese Flut. Ich fragte mich, wie das wohl alles gehen soll. Die Menschen waren ohne Strom, konnten ihre Schäden nicht dokumentieren, der Bund leerte die Häuser wegen Ungeziefergefahr. Häuser fielen in sich zusammen oder wurden wegen Gefahr im Verzug abgerissen. Mittendrin ich, 10000 Fragen der Kunden. Wie reagieren wir jetzt am besten?
Durch meine jahrelange Beziehung zu CHARTA hatte ich sehr oft die CHARTA-Spezialpolice der Bayerischen vermittelt, denn der Versicherungsschutz war top und es lief immer alles super. Auch die Bayerische musste sich zunächst sortieren und für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass der schlimmste Fall eingetreten war und auch die Bayerische ihre Versprechen nicht halten würde.
Nach den anfänglichen Schwierigkeiten lief es und ich muss sagen, die Bayerische war einer der wenigen gut aufgestellten Versicherer. Ich stand mit dem Leiter der Schadenabteilung in engem Kontakt. Dieser hörte sich alle meine Sorgen an und wir eruierten gemeinsam Lösungen für diese besondere Zeit. Jedes Wort setzte er schnell und unkompliziert in Taten um. Ich konnte mich zu 100 Prozent auf das verlassen, was er sagte. Das Ergebnis waren schnelle Schadenzusagen, unkomplizierte Abrechnungen und Sofortzusagen ohne Bürokratie. Und da glühte wieder mein blaues Löwenherz. Es tat einfach so gut, zu wissen, du bist nicht allein, der Versicherer versteht deine Situation und nur zusammen schaffen wir das jetzt.
Das Löwenherz glüht
Etwas später klingelte das Telefon. Mir wurde mitgeteilt, dass Bayerische-Vorstand Martin Gräfer nächste Woche in der Nähe wäre und um ein Treffen bitten würde. Ich war verwundert, dass ein Vorstand sich so etwas antut, freute mich aber gleichzeitig, dass Interesse bestand. Die Aussage war: „Wir wollen helfen, gerne auch vor Ort beim Kunden“. Ich sorgte für eine Einfahrtsgenehmigung und dafür, dass wir zusammen die Stadt betreten durften. So lernte ich also Martin Gräfer und Matthias Wulfers, Leiter der Vertriebsdirektion Mitte der Bayerischen, persönlich kennen.
Ich nahm die beiden mit in meine Stadt und erzählte meine Geschichte. Eine Geschichte zwischen abgesoffenem Betrieb, Existenzangst, Schlamm schippen und Solidarität. Ich lernte zwei Männer kennen, deren Herz genauso blutete wie meins. Sie zeigten sich einfühlsam und mehr als respektvoll. Sie wollten aus der Flut lernen. Ich nahm beide mit zu meinen Kunden, und ihr Auftreten war auch hier wieder sehr respektvoll und einfühlsam. Niemand stellte sich vor mit „ich bin der Vorstand von“, sondern ein Mensch trat einem Menschen, der alles verloren hatte, gegenüber.
Dieser Tag wird mir sehr lange in Erinnerung bleiben. Ich habe oft die Meinung vertreten, dass die Chefetagen nicht in unserer Welt, nicht an unserem Schreibtisch sind. Und doch, das sind sie. Viel mehr als wir denken, mit viel mehr Herz als wir fühlen.
Der Beginn eines weiten Weges
Matthias Wulfers verabschiedete mich mit dem Satz: „Hier braucht es keine Sprinter, sondern Marathonläufer mit langem Atem und viel Ausdauer“. Er hatte recht. Ich bin der Marathonläufer, auch im echten Leben, und ich weiß was es heißt, noch einen langen Weg vor mir zu haben. In unserem Marathon befinden wir uns immer noch im ersten Drittel. Es wird sehr lange brauchen, bis wir von etwas Normalität sprechen können. Die „kleineren“ Schäden bei der Bayerischen von unter 50.000 Euro sind alle bezahlt und geschlossen. Einige große Schäden werden uns noch länger begleiten. Handwerker sind schwer zu bekommen.
Dennoch konnten und können durch die Versicherungshilfen ganz viele Häuser wieder aufgebaut werden. Ich erfreue mich jeden Tag an kleinen Veränderungen. Diese besondere Zeit hat einmal mehr gezeigt: Der Job des Versicherungsmaklers / Versicherungsvermittlers ist wichtig und dazu gehört auch eine gute Versicherungsgesellschaft. Unsere Kunden kaufen ein Blatt Papier, ein Versprechen. Das muss eingelöst werden. Denn ja, wir sichern die Existenzen unserer Kunden, Menschen, unserer Familien und Freunde.
Ich habe viele tolle Rückmeldungen meiner Kunden bekommen. Diejenigen, die Elementarschäden versichert haben, sind unendlich dankbar und glücklich. Oft höre ich: „Frau Hahn, Sie haben mir den Arsch gerettet. Ich bin so froh, dass wir den Baustein Elementar abgedeckt haben. Heute würde ich sonst nicht mehr glücklich werden.“
Nein – ich habe niemandem den Arsch gerettet. Ich habe meinen Job ernst genommen, beraten, Gefahren erkannt und abgesichert, weil es für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung ist. Und ich bin stolz und froh, so einen Partner wie die Bayerische für diese Zeit an meiner Seite zu haben.
Beitragsbilder: © Kim Hahn, Titelbild © Martin Gräfer