Das „Space Race“ der Superreichen

Der Weltraum: Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2021. Dies sind nicht die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, sondern die der „New Shepard“. Wir werfen einen Blick auf die Anfänge des Weltraumtourismus.

Beam me up, Scotty

Zunächst einmal stellen sich zwei Fragen: Was ist die „New Shepard“ und wieso sorgte sie gerade in dieser Woche für globale Schlagzeilen? Die erste Frage ist leicht beantwortet: Bei der „New Shepard“ handelt es sich um eine vollständig wiederverwendbare US-amerikanische Trägerrakete des Unternehmens „Blue Origin“. Ihre Mission: Tourismus im suborbitalen Weltraum. Das bedeutet, die Rakete entkommt der Schwerkraft der Erde nie ganz, sondern fällt stets zurück in Richtung Erde. Per Definition gilt die Reise der „New Shepard“ trotzdem als Weltraumflug. Denn mit einer Maximalhöhe von 107 überschritt die Rakete die Grenze zum Weltraum, die international auf 100 Kilometern liegt. 

Und für Schlagzeilen sorgte die „New Shepard“, weil sie am 13.10.2021 mit William Shatner an Bord gen Weltall flog. Falls der Name kein Begriff ist: Shatner ist ein kanadischer Schauspieler und Autor, der vor allem wegen seiner Rolle als Captain Kirk in „Raumschiff Enterprise“ bekannt wurde. Zum ersten Mal nahm er den Zuschauer bereits im Jahr 1969 mit ins All, als die Enterprise zum ersten Mal über die US-amerikanischen Bildschirme glitt. Anders als damals war dieser neue Flug jedoch echt. Laut der Tagesschau ist der mittlerweile 90-jährige Shatner damit der älteste Mensch, der je eine Weltraumreise hinter sich brachte – auch wenn diese lediglich zehn Minuten lang dauerte.

Das Jahr des Weltraumtourismus

Bei näherer Betrachtung des Phänomens Weltraumtourismus kommen weitere Fragen auf. Im laufenden Jahr 2021 war „Blue Origin“ nämlich keinesfalls die erste Firma, die derlei Flüge anbot. Bereits im Juli flog der Milliardär Richard Branson, Gründer von „Virgin Galactic“, mit einer firmeneigenen Crew ins All und testete die User Experience für künftige touristische Flüge. Amazon-Gründer Jeff Bezos reiste ebenfalls mit der „New Shepard“ ins All, Elon Musk und seine „SpaceX“-Raketen sind auch schon im Rennen.

Eine dieser weiteren Fragen wäre: Wieviel kostet das Ganze? Wie der National Geographic berichtet, soll ein Ticket für den Space-Flug bei Virgin Galactic rund 383.000 Euro kosten. Das GQ-Magazin zitiert Elon Musk und gibt an, dass allein das Benzin für solch eine Reise 500.000 US-Dollar wert sei. Ein später abgesprungener Passagier ersteigerte eines der Tickets für den Bezos-Erstflug für 28 Millionen Dollar.

Space Travel und die Umwelt

Nach diesen Starts der Milliardäre kam auch die Frage auf, was Weltraumtourismus für die Umwelt bedeuten könnte. Die Financial Post verglich die Auswirkungen von Space Travel mit denen kommerzieller Überlandsflüge und kam zu einem eindeutigen Ergebnis. Während nämlich normale Flugzeuge pro Passagier und pro Meile 0,2 Kilogramm CO2 verbrauchen, seien es beim Virgin Galactic-Trip zwölf Kilogramm CO2 gewesen. 

Das liegt unter anderem an der besonderen Antriebstechnik der Raketen. „Auf der Erde funktionieren die meisten Treibstoffe, indem sie die Sauerstoffreserven der Atmosphäre anzapfen und verbrennen. Je höher man kommt, umso weniger gibt es aber davon. Darum brauchen wir einen „Oxidiser“, den wir mitnehmen. Nur so kann der Raketentreibstoff den benötigten Schub erzeugen“, erklärt Jose Stevens, Chief Engineer Propulsion, in einer Meldung von Virgin Galactic.

Virgin Galactic baut darum Hybridmodelle, die teilweise festen und flüssigen Treibstoff verwenden. Elon Musks „Crew Dragon“ benutzt dagegen flüssiges Kerosin und flüssigen Sauerstoff. Und Jeff Bezos’ „Blue Origin“-Flüge werden von Hybridmotoren angetrieben, in denen flüssiger Sauerstoff und flüssiger Wasserstoff zusammenkommen. Space.com zufolge könnte die Space-Tourismus-Industrie gravierende Auswirkungen auf die Atmosphäre und unsere Umwelt haben. Die Bezos-Raketen produzieren zwar größtenteils Wasserdampf, die VSS Unity und Elon Musks Falcon dagegen stoßen große Mengen CO2 und Ruß aus. Sollte sich zu viel davon in der Atmosphäre ablagern, könne dies den Klimawandel begünstigen.

Tut das Not?

Allerdings hat nicht nur der Nachhaltigkeitsaspekt Kritiker an diesem „Space Race“ der Superreichen gestört. Global Citizen zum Beispiel hat ausgerechnet, in welche anderen Projekte das Geld hätte fließen können. Mit dabei: 375 Millionen Menschen vor dem Hungertod bewahren, zwei Milliarden Menschen Zugang zum Coronavirus-Impfstoffen geben, in Schulbildung oder Entwicklung von Agrikultur investieren oder fünf Milliarden Bäume pflanzen. Stattdessen verbrennen große Summen in unserer Atmosphäre – teilweise sogar buchstäblich.

So oder so lautet die letzte Frage, aufgeworfen durch Kritiker, ob diese Art von Weltraumtourismus denn sein muss. Wäre das Geld nicht auf andere Weise besser angelegt?

Bis zur Unendlichkeit

Sicherlich, mag der Eine oder Andere denken, wären da nicht die anderen Ziele des bemannten Weltraumtourismus. Virgin Galactic zum Beispiel kombiniert jeden dieser Flüge mit verschiedenen Tests. Einige davon finden sich in den Unternehmensmeldungen: 

  • Tests an den horizontalen Stabilisierern und der Flugsteuerung 
  • Wissenschaftliche Forschungsexperimente im Rahmen des NASA Flight Opportunities Program
  • Tests an der Kabine für den kommerziellen Kundengebrauch

Und auch die BBC ist der Meinung, dass Weltraumtourismus aus mehreren Gründen notwendig ist. Wissenschaftlicher Fortschritt ist einer davon. Nicht nur können diese suborbitalen Ausflüge langfristig die Kosten senken, die für den Zugang zum Weltall notwendig sind, sondern auch neue Technologien für das Leben auf der Erde zutage fördern. Darunter etwa Hyperschallantriebe oder Wege zur Energieerzeugung. Wichtige Treiber solcher Innovationen sind allerdings die Inspiration des Nachwuchses sowie Ambition vonseiten der Politik aus – die lange Zeit fehlte. Private Player können beide Probleme lösen, wenn nicht zumindest umgehen.

We choose the moon

„Niemand kann verstehen, wie wir so schnell so weit kommen konnten“, sagte der ehemalige US-Präsident Kennedy einst, als er die Reise zum Mond ankündigte. „Aber wenn die Geschichte uns eins lehrt, ist es, dass der Mensch und seine Suche nach Wissen und Fortschritt nicht aufzuhalten sind. Wir haben uns dazu entschieden, zum Mond zu reisen – nicht, weil es leicht wäre, sondern weil es schwer ist. Dieses Ziel wird dabei helfen, die besten unserer Fähigkeiten festzustellen und zu organisieren.“

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Titelbild: ©wowinside/stock.adobe.com

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