Die beliebten Skigebiete wie Sölden, Ischgl und Co. ziehen Jahr für Jahr endlose Besucherscharen an. Allein im französischen La Plagne sind es 2,5 Millionen im Jahr.
Kein Wunder bei bereits 14,5 Millionen deutschen Skifahrern laut Statista. Aber verstopfte Pisten und endlose Warteschlangen am Lift können passionierten Skifahrern den Spaß am Hang vortrefflich vermiesen. Wer keine Lust auf die Menschenmassen hat, der kann auf eine interessante Alternative zurückgreifen: Skitouren. Wer abenteuerlustige Kunden hat oder selbst in die Kerbe schlägt, hat davon möglicherweise schon gehört.
Ein unvergleichliches Gefühl
Bei Skitouren bewegen sich die Sportler nicht auf, sondern neben der Piste, beziehungsweise im Hinterland. Mit speziellen Skiern besteigen sie den Berg ganz ohne Lift. Weil zum Ende des 19. Jahrhunderts noch keine Lifte existierten, mussten sich Skifahrer, die hoch hinaus wollten, anderweitig behelfen. Die Skitouren waren geboren. Heute ist es natürlich längst nicht mehr notwendig, den Berg eigenständig zu besteigen. Die Skitouren-Geher verzichten stattdessen ganz bewusst auf Lift oder Gondel. Gründe dafür: Die Abgeschiedenheit, die Natur und der zusätzliche Nervenkitzel. Und wer es schon einmal erlebt hat, der weiß: Das Gefühl einen frischen Powderhang als erstes herunterzugleiten ist mit wenig zu vergleichen.
Doch das normale Ski-Equipment ist den Herausforderung für den Spaß abseits der Pisten natürlich nicht gewachsen. Welche Ausrüstung braucht ein Tourengeher? Hier einige Tipps.
Die Ski:
Das Herzstück der Ausrüstung. Da mit ihm der Berg nicht nur hinabgefahren, sondern auch bestiegen wird, spielt das Gewicht hier eine übergeordnete Rolle. Dabei gilt die Faustregel: Leichter Ski, leichter Aufstieg. Schwerer Ski, stabile Abfahrt. Am Ende bleibt es aber auch eine persönliche Geschmacksfrage. Also ausprobieren! Hier gibt es eine Liste für weitere Details, die bei der Auswahl zu beachten sind.
Die Bindung:
Anders als beim reinen Abfahrtsski, muss die Tourenbindung den Aufstieg auf den Berg ermöglichen. Daher ist sie so aufgebaut, dass während des Aufstiegs nur die Spitze des Skischuhs fixiert. Die Ferse kann so hinten abheben und ähnlich der Langlaufbindung Schritte vorwärts ermöglichen.
Der Skischuh:
Das A und O beim Tourenskischuh ist der perfekte Sitz. Denn durch die permanente Bewegung ist die Gefahr schmerzhafter Druckstellen und Blasen noch höher, als beim normalen Skischuh. Wie beim Ski selbst, stellt sich auch beim Skischuh die Frage, ob der Aufstieg oder die Abfahrt im Mittelpunkt steht. Besonders leichte Schuhe, die mit zwei Schnallen angeboten werden, haben bei der Abfahrt eine geringere Stabilität.
Die Steigfelle:
Diese kennt der Abfahrtsläufer noch nicht. Sie werden vor dem Aufstieg unter dem Tourenski befestigt, um einen besseren Halt zu gewährleisten und gleichzeitig das Gleiten nach vorne zu ermöglichen. Die häufigsten Typen sind Klebefelle aus Mohair oder Synthetikfasern.
Darüber hinaus benötigt der Tourengeher noch weitere Ausrüstung: Höhenverstellbare Tourenstöcke, Harscheisen (falls gebraucht), Lawinenset oder LVS-Set (Schaufel, Sonde, aufgeladener Piepser), Wechselbekleidung für die Abfahrt, ein vollaufgeladenes Handy und noch vieles mehr. Eine umfangreiche Packliste gibt es hier.
Vorbereitung und Eigenverantwortung
Neben der richtigen Ausrüstung ist es unverzichtbar, sich im Vorfeld richtig über das Tourengebiet zu informieren. Dazu gehören Wetterbericht, Lawinenbericht und allgemeine Daten. Einen aktuellen Lawinenbericht für die deutschen Alpen gibt es hier. Für Anfänger sind außerdem erfahrene Begleiter ein absolutes Muss. Darüber hinaus sollten Einsteiger nicht nur die Lawinen Ausrüstung bei sich tragen, sondern auch einsetzen können. Zu guter Letzt sollte jeder Skitouren-Geher seine eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen lernen. Denn abseits der Piste gibt es zwar weniger andere Fahrer. Aber auch weniger Spielraum für Fehler und Unachtsamkeiten.
Doppeltes Leid
Und Unfälle passieren. Laut der Stiftung Sicherheit im Skisport verletzten sich in der vergangenen Saison rund 44.000 Deutsche beim Skifahren. Etwa 7.600 von ihnen mussten stationär behandelt werden. Bei einem Unfall im benachbarten Ausland können den Verletzten dadurch neben den körperlichen auch finanzielle Schmerzen entstehen. Stichwort: Bergung. Gerade bei Unfällen im unwegsamen Hinterland oftmals nur per Helikopter möglich. Da die deutschen Krankenkassen ihre Leistung dem jeweiligen EU-Urlaubsland anpassen, erstatten sie etwa in Österreich nur einen Bruchteil der Kosten. Laut GDV können dadurch auf gesetzlich Versicherte bis zu 3.500 Euro an Extrakosten zukommen. Eine Erfahrung, die womöglich auch dem dreiundzwanzigjährigen Leon Bareither blüht. Er musste vor rund zwei Wochen in Zell aufwendig gerettet werden. „Ich bin vor allem wahrscheinlich nicht versichert“, erklärt der junge Würzburger im Stern TV Interview.
Aber auch im Nachhinein kann ein Skiunfall hohe Kosten bedeuten. Etwa, wenn der Verletzte bleibende Schäden davonträgt und größere Verdienstausfälle hat oder sogar Pflege benötigt. Denn der Staat trägt diese Kosten nicht. Mit der richtigen Unfallversicherung können Makler ihre skibegeisterten Kunden für diese Fälle absichern. Also viel Spaß und Ski Heil!
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