67, 68 oder 70 Jahre: Wann gehen wir in Rente?

Das Renteneintrittsalter soll weiter angehoben werden: Doch schon heute stirbt knapp jeder Sechste vor Erreichen des Renteneintrittsalters. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesregierung. Welche Auswirkungen hat das für die Beratung biometrischer Produkte?

Im Schnitt werden Frauen in Deutschland 78,9 und Männer 83,6 Jahre alt. Ein stattliches Alter, so scheint es im ersten Augenblick. Jeder Sechste allerdings stirbt, bevor er das Rentenalter überhaupt erreicht (Stand 2019). Wie die tagesschau berichtete, starben 2019 17 Prozent aller Deutschen vor dem 67. Lebensjahr, 19,8 Prozent vor dem 69. und 14,4 Prozent erlebten ihren 65. Geburtstag nicht mehr. Mit der schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 oder – wie die Politik derzeit diskutiert – gar 69 wächst die Zahl derer, die ihre Rente nicht mehr erleben. Der Berechnung nach wäre im letzteren Fall jeder Fünfte betroffen.

Mehr Menschen verlassen das Arbeitsleben als umgekehrt

Ungeachtet dessen steigt seit 2012 das Eintrittsalter, um abschlagsfrei in Rente gehen zu können, stetig von 65 auf 67 Jahre an. Damit will die Bundesregierung das steigende Durchschnittsalter der Deutschen wieder ausgleichen – aktuell stehen weniger jüngere Beitragszahler einer größer werdenden Gruppe an Rentnern gegenüber. Wie der Versicherungsbote aufzeigte, werden nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jährlich künftig etwa 400.000 Menschen mehr aus dem Arbeitsleben austreten als junge nachkommen.

Für eine Anpassung des Renteneintrittsalters hat sich unter anderem der CDU-Bundeskanzlerkandidat Armin Laschet ausgesprochen. Die Bundesbank hat den Schritt ebenfalls befürwortet. Längere Lebenszeit entspricht einem längeren Arbeitsleben, lautet die Gleichung. Aber auch die staatlichen Mehrausgaben durch die Corona-Pandemie machten ein höheres Renteneinstiegsalter unumgänglich. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fordern aufgrund der immensen Kosten ein Heraufsetzen des Renteneintrittsalters um fünf Jahre – ab dem Jahr 2052 solle es erst ab 70 Jahren in Rentnerleben übergehen. Das berichtete merkur.de.

Renteneintrittsalter: Hartes Berufsleben birgt Nachteile

Dass derzeit jeder Sechste seine Rente nicht mehr erlebt, hat eine hitzige Diskussion um Gerechtigkeit ausgelöst. „Wer in seinem Arbeitsleben hohen Belastungen ausgesetzt war, stirbt früher als andere“, schrieb der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bereits 2019. Besonders die Berufswahl spiele eine entscheidende Rolle dabei, wie früh ein Arbeiter stirbt. Besonders betroffen sind demnach Landwirte und Bergbauern – am längsten leben hingegen Beamte im höheren Dienst. Wer hingegen viel Stress, wenig Entlohnung und einen hohen Anteil körperlicher Arbeit sowie Schichtdienst und psychische Belastung erfahren hat, hat durchschnittlich eine niedrigere Lebenserwartung. Die Lebenserwartung der Ärmeren stagniert deshalb.

Anders sieht es bei besserverdienenden Menschen mit geringer Arbeitsbelastung aus. Ab 1960 geborene Männer können mit einer Lebenserwartung mit bis zu 86 Jahren durchschnittlich rechnen, Frauen werden sogar noch älter.

Auswirkungen auf die Beratung in der Versicherung

Für Versicherer spielen diese demografischen Entwicklungen eine entscheidende Rolle in der Beratung. Karoline Viktoria Mielken von der Bayerischen ist Expertin für Biometrie-Leistungen und sagt dazu: „Was den Biometriebereich betrifft, ist es in der Tat so, dass jeder vierte nicht regulär in die Altersrente geht, sondern berufsunfähig wird – bei Beamten ist dies rund jeder Fünfte. Es gibt hier unter anderem Berufstabellen, die die Wahrscheinlichkeiten abbilden, nach denen wir vorgehen in der Prämienkalkulation.” Die Bayerische berücksichtigt dies und ermöglicht ihren Kunden in der BU und GF, die Laufzeit ihrer Verträge an die neue Regelaltersgrenze anzupassen. „Diese Klauseln sind enorm wichtig für eine maximale Flexibilität.”

Etwaige Rentenlücken bleiben allerdings beim Kunden hängen, die diese zusätzlich finanzieren müssen. In der täglichen Beratung spürt die Biometrie-Expertin die Auswirkungen. „Jeder, der zum Thema BU und GF berät, weiß, dass nur wenige Jahre mehr oder weniger in der Kalkulation große Preissprünge ausmachen können.” Sie rät deshalb grundsätzlich zu einer längeren Laufzeit, da dieser Parameter in der Regel nicht mehr abzuändern sei – die Rentenhöhe über diverse Nachversicherungsmöglichkeiten allerdings schon. Die Rückmeldung der Vermittler sei daher, dass der Fokus auf der Flexibilität liege. Ihr Ratschlag lautet: „Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Kunde sich frühzeitig darum kümmert, denn in den letzten Vertragsjahren ist diese Anpassung nicht mehr möglich.” Darüber hinaus sollten Kunden das vom Versicherer definierte maximale Endalter berücksichtigen.

Renteneintrittsalter: Der Optimismus der Menschen sinkt

Das ansteigende Rentenalter und die Folgen der Corona-Pandemie zeigen sich auch im Stimmungsbild der Deutschen hinsichtlich ihrer Altersvorsorge. Das hat eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva) offenbart. Fast jeder fünfte Befragte gab an, dass sich seine finanzielle Absicherung im Ruhestand um rund 19 Prozent verschlechtert habe. Mit eine Rolle spielt auch die Kurzarbeit, durch die sich die Einzahlungen in die gesetzliche Rente verringern. Mehr als die Hälfte der Befragten (54,7 Prozent) gehen von Einbußen in ihrer gesetzlichen Rente aus. Ebenso viele nutzen deshalb ihr Erspartes, das sie während Corona nicht ausgeben, für ihre private Altersvorsorge.

Titelbild: © David Pereiras/stockAdobe.com

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