Alles grün? Nachhaltiges Wirtschaften ist noch nicht überall angekommen

Ist wirklich alles so grün und nachhaltig, wie es Unternehmen auf den ersten Blick versprechen? Nicht immer, das zeigen zahlreiche Beispiele von Greenwashing. Damit ist aber seit 10. März 2021 Schluss. Seitdem sind Unternehmen wie Banken und Fonds dazu verpflichtet, offenzulegen, welchen Beitrag ihre Anlagen zur Nachhaltigkeit leisten. Dabei müssen sie die Kriterien der Nachhaltigkeit – die sogenannten ESG-Kriterien – berücksichtigen.

Möglich macht es die neue EU-Transparenzverordnung (TVO). Das neue Regelwerk nimmt Produktgeber und Vermittler künftig stärker in die Pflicht und betrifft weite Teile der Branche. Zugleich soll es dem Wildwuchs im Bereich der Nachhaltigkeit und Greenwashing einen Riegel vorschieben.

Greenwashing zeigt sich oft im Handel

Denn davon gibt es einige Negativbeispiele: Unternehmen, die mit fadenscheinigen Gründen vorgeben, umweltfreundlich zu wirtschaften. Auf dem zweiten Blick stellte sich dieses Engagement entweder als Lüge oder als gut verkaufte Selbstverständlichkeit heraus. So werben Unternehmen mit einer zwar richtigen, aber auch irrelevanten Eigenschaft. Auf Spraydosen steht etwa der Aufdruck “FCKW-frei” – obwohl das Treibmittel schon seit langem in Deutschland verboten ist. Das Unternehmen wird also damit, eine Richtlinie einzuhalten. Selbst hinter Bio-Produkte versteckt sich Greenwashing, wie die ZDF-Reportage deutlich zeigt.

Die Umweltorganisation Greenpeace hat deshalb die vier Kriterien des Greenwashings zusammengefasst.

  1. Das Kerngeschäft an sich ist umweltschädlich ist.
  2. Das Unternehmen gibt mehr Geld für Werbung aus, als für den Umweltschutz.
  3. Das Unternehmen betreibt Lobbyarbeit, um den Umweltschutz zu umgehen.
  4. Unternehmen werben mit Selbstverständlichkeiten.
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Große Unternehmen führen Kunden hinters Licht

Hier eine kleine Auswahl bekannter Produkte und Unternehmen, die sich des Greenwashings schuldig gemacht haben.

  1. Apple iPhone 12: Als geradezu dreist könnte man folgende Werbekampagne bezeichnen, die Apple für sein neues iPhone inszeniert hat. Das Smartphone-Modell ist nach Unternehmensangaben umweltfreundlicher als seine Vorgänger, weil weniger mitgeliefert wird. Und tatsächlich: Ältere Modell stattete das amerikanische Unternehmen bisher mit Ladegerät und Kopfhörer aus – wofür entsprechend das Lieferpaket größer ausfiel. Durch das kleinere Päckchen vermeide das Unternehmen Müll und verringere den CO2-Ausstoß. Außerdem, so das Unternehmen weiter, sei der Transport umweltfreundlicher, weil mehr Smartphones auf einmal geliefert werden können. Nur hat dieses Versprechen einen großen Haken: Zum einen ist das Smartphone im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen nicht günstiger. Zum anderen spart das Unternehmen Transportkosten und kann seine Gewinnspanne vergrößern. Und wünscht ein Kunde dennoch ein Ladegerät oder Kopfhörer, muss er diese zusätzlich bezahlen.
  2. Amazons Klimaspende: Der amerikanische Online-Riese hat bekanntermaßen eine schlechte Umweltbilanz, indem er täglich Millionen Bestellungen um die gesamte Welt schickt. Zudem unterstützt der Konzern die umweltschädliche Öl- und Gasindustrie. Eine private Spende des Amazon-Chefs Jeff Bezos in Höhe von zehn Milliarden Dollar für den Kampf gegen die Klimakrise zu spenden bleibt daher nicht mehr als ein grünes Ablenkungsmanöver, um das Image zu verbessern.
  3. Aldi Plastiktüten: Ein weiteres Beispiel aus dem Konzernbereich bildet der Discounter Aldi, der für seine Obst-Plastiktüten einen Cent verlangt. Allerdings werden die wenigsten Kunden diesen Cent wohl bemerken, der an der Kasse abgezogen wird. Vielmehr steigert Aldi damit seinen Gewinn. Dass zudem noch viele Produkte in Plastiktüten angeboten werden, lässt zusätzlich den Sinn des “Ein-Cent”-Marketings hinterfragen.
  4. Modediscounter H&M und Primark: Besonders im Discountbereich finden sich Beispiele für Greenwashing. So wirbt Primark damit, nachhaltige Baumwolle zu nutzen. Tatsächlich lässt der Fashion-Discounter aber nur wenige Teile nachhaltig produzieren. Zudem entstehen diese unter widrigen Arbeitsbedingungen. Gleiches gilt für den schwedischen Textildiscounter H&M, dessen Kerngeschäft aus günstiger Mode besteht. So wirbt dieser damit, recycelte Materialien zu verwenden. Allerdings machen diese einen verschwindend geringen Anteil von 0,2-0,6 Prozent der gesamten Kollektion aus. Auch hier stehen die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Näher seit langem in der Kritik.
  5. Klimafreundliche Kreuzfahrten: Kreuzfahrtunternehmer, die mit “Green-Cruising” werben und zugleich mit Schweröl den Großteil ihrer Schiffe betreiben, täuschen ihre Kunden. AIDA beispielsweise wirbt damit, das Flüssigerdgas LNG zu verwenden. Ein Gas, das einerseits über Fracking gewonnen wird und andererseits bislang nur für eines von insgesamt 13 Schiffen in der Flotte eingesetzt wird. Bis 2023 sollen zwei weitere Schiffe folgen – ein Fünftel der Flotte.
  6. Krombacher: Ein Kasten für einen Quadratmeter Regenwald – damit warb das Unternehmen bis 2018. Vier Millionen Euro spendete das Unternehmen an einen Regenwaldfonds der WWF. Das Geld wurde jedoch nicht zur Aufforstung verwendet. Vielmehr investierte Krombacher es zur Ausrüstung von Rangern in einem nordafrikanischen Nationalpark mit Equipment wie Geländewagen oder Funkgeräten. Das Unternehmen verfolgte nicht die Absicht, den Regenwald zu retten. Die Privatbrauerei hat mehr für Marketing ausgegeben, als Gelder in den Regenwald gesteckt wurden.
  7. Die Bahn: Die als „grün” beworbene Bahncard ist ein Beispiel für Greenwashing. Während die Fernverkehrszüge zwar mit 100 Prozent Ökostrom fahren, gilt das (noch) nicht für den Güter- und Nahverkehr.

Das gleiche Bild zeigt sich auch bei Geldanlagen. Hier steht zwar der wirtschaftliche Ertrag im Vordergrund. Bei Immobilienfonds wird dennoch immer stärker auf die Rolle der Nachhaltigkeit geachtet. Ein Aspekt, der Anlegern (sehr) wichtig ist, sie möchten ihr Geld in nachhaltige Produkte investieren. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands Deutscher Banken. Noch ganz scheint der Trend zur nachhaltigen Geldanlage bei Immobilienfonds jedoch noch nicht angekommen zu sein. Denn für Privatanleger ist die Auswahl klassischer Fonds gering, die nachhaltig investieren. Nur einen mit entsprechendem Label gibt es laut Handelsblatt – und dieser ist vorrangig für kirchliche Investoren oder karitative Einrichtungen gedacht.

Die nachhaltigen Fonds der Pangaea Life

Diese Frage müssen sich Kunden bei den nachhaltigen Fonds der Pangaea Life nicht stellen. „Wir garantieren den Kunden, dass hundert Prozent des Beitrags ökologisch angelegt werden“, sagt Uwe Mahrt, Geschäftsführer von Pangaea Life. Für ihn liege nachhaltiges Wirtschaften genau darin: im bewussten Umgang mit Ressourcen und der Umwelt.

Die Pangaea möchte ihren Kunden ein “grundsolides Konstrukt mit langlaufenden Sachwerten im Bereich der erneuerbaren Energien” bieten, erklärt Mahrt die nachhaltigen Fonds. Und auch der Ertrag steht im Vordergrund: vier bis fünf Prozent erwirtschaften diese. Daher hat das Unternehmen Windparks, Photovoltaik-Anlagen und Laufwasserkraftwerke im Portfolio, die es selbst betreibt. „Das Geld des Kunden steckt also direkt in den Produkten“, sagt der Geschäftsführer. „Wir haben Kunden schon mitgenommen zu unserem Windpark MADS in Dänemark, damit sie sich ihre Investments live anschauen können.“

Um auch während der Pandemie all diese Projekte Vermittlern sowie Kunden näherzubringen, hat die Pangaea Life nun die „Pangaea Life Investmentreise“ gestartet. Dabei können die Anlagen mittels einer „Virtual Reality“-Brille virtuell besichtigt werden.

Titelbild: © ivan kmit/stockAdobe.com

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NewFinance Redaktion
NewFinance Redaktionhttps://www.newfinance.de
Hier bloggt die Redaktion von NewFinance.today zu allgemeinen und speziellen Themen rund um Versicherung, Finanzen und Vorsorge aber auch zu Unternehmensthemen der Bayerischen. Wir wünschen eine spannende und interessante Lektüre!

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