Im Zuge des Klimawandels dringen fremde Arten in den europäischen Raum ein. Das bedroht die Artenvielfalt und auch den Menschen. Wir werfen einen Blick auf sieben invasive Spezies, die vom Klimawandel profitieren.
Invasive Spezies und der Klimawandel
Das Prinzip hinter diesem Vorgang ist leicht erklärt: Die durchschnittliche Temperatur auf der Erde steigt. Seit jeher ist sie mehr oder minder starken Schwankungen unterworfen, was für eine Fluktuation in Flora und Fauna sorgt. Laut der Universität Hamburg kommen invasive gebietsfremde Arten häufig besser mit geänderten klimatischen Bedingungen zurecht. Dies macht sie häufig zu „Gewinnern“ des Klimawandels. Allerdings sorgt dieser Wandel langfristig für ökologische und ökonomische Schäden durch invasive Spezies. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz führt aus, dass diese neuen Arten wenige natürliche Feinde haben und sich darum schnell und ungehindert ausbreiten. Zuweilen verändern sie die Lebensbedingungen ihrer neuen Heimat oder vermischen sich genetisch mit anderen Arten. Auf lange Sicht ist damit die Artenvielfalt bedroht. Einige „Neulinge“ sind darüber hinaus gesundheitsschädlich für Tier und Mensch. Doch von welchen Spezies reden wir hier? Wir geben einen kurzen Überblick.
Buchstaben-Schmuckschildkröte
Laut zierschildkröte.de steht die aus Nordamerika stammende Buchstaben-Schmuckschildkröte auf der Liste der 100 invasivsten Arten der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Das Halten, Züchten und Vermarkten der Schildkröten ist in Deutschland dabei verboten. Wer vor dem August 2016 ein solches Tier besaß, darf es allerdings noch bis zu dessen Tod pflegen. Die Buchstaben-Schmuckschildkröte gilt als Allesfresser. Was sie so gefährlich macht, ist letztendlich ihre Jagd auf einheimische Larven von geschützten Amphibienarten sowie auf Libellen im amphibischen Entwicklungsstadium.
Gottesanbeterin
Die Gottesanbeterin bevorzugt die Wärme und ist bereits seit 30 Jahren auf einem langen Feldzug in Richtung Norden. Ihren Ursprung hat die Gottesanbeterin im Mittelmeerraum und in großen Teilen Asiens. Der bis zu acht Zentimeter große Fleischfresser wurde laut Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) bereits in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland gesichtet. In Neuseeland lockt eine aus Afrika eingewanderte Gottesanbeterin einheimische Männchen an und tötet diese zum Fressen, ohne dass sie Nachwuchs zeugen können.
Pazifische Auster
Eigentlich handelt es sich bei der Pazifischen Auster, ganz dem Namen nach, um einen Bewohner des Pazifiks rund um Japan und Korea. Allerdings sorgte der Import in den Achtzigern für eine ungeahnte Ausbreitung der Auster in der Nordsee. Der Universität Hamburg zufolge ist die Auster gegenüber der einheimischen Miesmuschel gleich in vielerlei Hinsicht überlegen. Sie ist größer, wächst schneller, ihre Larven entkommen Fressfeinden besser als die der Miesmuschel. Darum könne sie als eine Gefahr für die Miesmuschelbestände gelten. Aufgrund ihrer vergleichsweise harten Schale hat sie außerdem wenige natürliche Feinde in der Nordsee.
Streifenbarbe
Streifenbarben ersetzen zunehmend den Kabeljau, dessen Habitate sich laut NABU in Richtung Norden verlegen. Diese Fischart kommt aus dem Mittelmeer, profitieren aber von der Meereserwärmung und können darum in Richtung Norden migrieren. Seit etwa zehn Jahren treten sie gehäuft in nördlichen Regionen auf. Dieser Wandel betrifft vor allem die Fischerei: Streifenbarben sind kleiner als die Nordseefische, die die nordischen Fischer üblicherweise aus dem Wasser ziehen.
Beifußblättrige Ambrosie
Die Beifußblättrige Ambrosie, auch Traubenkraut genannt, breitet sich derzeit südlich der Alpen und in Ungarn aus. Ursprünglich stammt sie aus Nordamerika und hat hier in Europa kaum echte Konkurrenz. Sie bevorzugt offenen, unbedeckten Boden, weswegen sie vorzugsweise in Gärten und auf Schnittblumenfeldern wächst. Was sie so gefährlich macht, ist die immense Produktion von Pollen. Wie die Landwirtschaftskammer berichtet, kann der Blütenstaub dieser Pflanze bis in den Herbst hinein starke Allergien auslösen. Zudem gilt sie als gefürchtetes Unkraut für die Landwirtschaft.
Chinesische Wollhandkrabbe
Wie der Name schon sagt, kommt die Wollhandkrabbe aus China und nutzte den Schiffsverkehr, um einst nach Europa zu gelangen. Sie kann sich schnell an Veränderungen im Wasser anpassen, sei es nun ein erhöhter Salzgehalt oder höhere Temperaturen. In der Nord- und Ostsee stellt sie für viele Wassertiere eine gefährliche Konkurrenz dar und kann dem WWF zufolge sogar Dämme und Uferbefestigungen zerstören, weil die Wollhandkrabbe dort Tunnel gräbt.
Asiatische Tigermücke
Durch internationalen Reiseverkehr gelangte die Asiatische Tigermücke nach Deutschland, wo sie bereits im südlichen Rheinland-Pfalz gesichtet wurde. Laut SWR ist die Tigermücke aggressiv, sticht auch tagsüber und gilt als sehr anpassungsfähig. Unter anderem kann sie die Tropenkrankheiten Dengue-Fieber und das Chikungunya-Virus übertragen. Derlei Fälle sind jedoch aufgrund mangelnder Infizierter zum Stechen hierzulande noch nicht nachgewiesen worden. Die Tigermücke gilt dennoch als gefährlicher Profiteur des Klimawandels. Mit steigender Populationsdichte steigt nämlich das Risiko für eine Übertragung.
So reagiert die EU
Um die negativen Auswirkungen von invasiven Spezies in Europa zu verhindern, hat die Europäische Union bereits 2014 die Verordnung 1143/2014 verabschiedet. Diese soll die Prävention und das Management gebietsfremder Arten regeln. Zu starke Ausbreitung von fremden Arten bedrohe laut der EU die biologische Vielfalt in Europa.
Welche Chancen der Klimawandel bietet, haben wir abschließend auf dem Blog zusammengefasst.
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