Seit einiger Zeit mischt in Sachen Energiewende das Handwerk mit. So gibt es etwa unzählige Werkstätten, in denen nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen oder auf Müllvermeidung Wert gelegt wird.
Und auch außerhalb der großen urbanen Zentren wird zunehmend grüner gedacht. Wir stellen zwei lokale Meisterbetriebe vor, die umweltbewusst wirtschaften.
Regenerative Bäckerei im Pott
Bei der Bäckerei Zipper in Erle, Gelsenkirchen, ist die Energiewende im Handwerk angekommen: Seit dem Vorjahr versorgt sie sich komplett selbst mit Öko-Strom. Durch Investition in eine Kombination aus Eisspeicher, Photovoltaik und Wärmepumpe machte sich der Betrieb mit Café und Außengastronomie unabhängig von den Preisschwankungen des Energiemarktes und neutralisierte seine CO2-Bilanz nachhaltig. Das innovative Projekt mitten im Pott sorgte nicht nur für Schlagzeilen, sondern brachte der Bäckerei zudem den Deutschen Solarpreis 2018 ein.
Zukunftstechnologie auch für den Lebensmittelhandel?
Zusätzlich subventionierte das Land NRW die Baukosten zu 25 Prozent. Rechnet sich die Investition von Unternehmer Christian Zipper langfristig, könnte das Beispiel Schule machen für das Handwerk und den Lebensmittelhandel. Gerade letzterer verbraucht nämlich durch Kühlung und Aufbereitung oft deutlich mehr Energie als andere Handelsbereiche. Projekte wie die klimaneutrale Bäckerei setzen genau an der richtigen Stelle an, indem sie die Energieeffizienz der Gebäude optimieren:
„Nichtwohngebäude […] haben einen Anteil von fast 40 Prozent am Endenergieverbrauch aller Gebäude in Deutschland, obwohl sie nur etwa ein Siebtel des Gebäudebestands ausmachen“.
Energie aus Wärme
Im einzelnen funktioniert das so: Die Photovoltaik-Installation zieht Strom und Wärme aus Sonnenstrahlen, die die Wärmepumpe auf das Bäckereigebäude verteilt. Der Eisspeicher wiederum ist ein massiver Tank, der mit 30.000 Litern Wasser gefüllt ist und bei Niedrigtemperaturen Energie speichert. Auf diese Weise steht in den kalten Tagen Wärme zum Heizen und im Sommer Energie zur Kühlung der Verkaufsfläche zur Verfügung.
Klimagerechte Schreinerei
Ein weiteres Beispiel für ökologische Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften im Handwerk ist der Familienbetrieb Hanshans im bayrischen Hainsacker bei Regensburg. Beim Bau der Schreinerei achteten die Meister darauf, durch Wärmedämmung und intelligente Verglasung möglichst viel Energie von Heizungswärme und Lichtstrom einzusparen. Darüber hinaus wurde die Werkstattausrüstung stromsparend und die verwendeten Baumaterialien möglichst regional ausgewählt.
Stück für Stück nachhaltiger
Anders als die Installationen der Bäckerei Zipper, die durch Investments und Förderbedingungen auf ein Mal möglich wurden, rüsteten die Eheleute Hanshans ihren Meisterbetrieb seit den 1990er-Jahren Schritt um Schritt auf. So kamen stetig weniger fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas oder Erdöl zum Einsatz: Erst ein Gas-Auto, dann das energieeffiziente Haus, eine Photovoltaik-Anlage, später ein zweite und ein Fuhrpark von drei Elektroautos mit eigener Tankstelle, die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Praxisnahes Vorbild für nachhaltiges Wirtschaften
Damit setzt die Schreinerei Hanshans ein deutliches Zeichen für den Erfolg regenerativer Konzepte in der mittelständischen Wirtschaft. Gleichzeitig kann sie gerade kleineren Gewerbetreibenden ein praxisnahes Beispiel sein, wie der eigene Betrieb auch ohne Superinvestments klimafreundlicher und energetisch unabhängiger werden kann.