Under construction: Start-Up will Korallenriffe reparieren

Weltweit sterben im schlimmsten Fall bis 2050 jegliche Korallenriffe ab. Dieses Szenario zeichnen Wissenschaftler für die fragilen Ökosysteme unter Wasser, wenn sich bis dahin nicht etwas ändert. Drei Forscher wollen Teil der Veränderung sein und haben das Start-Up Reefy gegründet, um den Wiederaufbau und Erhalt zu unterstützen.

Weltweit ist bereits ein Drittel der Korallenriffe zerstört und 40 Prozent sind massiv bedroht. “Der Zustand ist verheerend”, sagte Christian Wild von der Universität Bremen gegenüber der Tagesschau. “Und die neuesten Studien deuten darauf hin, dass es noch schlechter wird.” Der Forscher hat diesjährige Internationale Korallenriff Symposium (ICRS) organisiert, wo etwa 1200 Forscher aus rund 80 Nationen sich für fünf Tage darüber austauschen, wie die Zerstörung der wertvollen Unterwasser-Ökosysteme aufgehalten werden kann. Und schon nächstes Jahr folgt ein weiterer Kongress – was die Dringlichkeit des Themas erahnen lässt. Wild wird in seinen Worten umso deutlicher. “Das kommende Jahrzehnt ist wahrscheinlich die letzte Chance für politische Entscheidungsträger, einen weltweiten Kollaps der Korallenriffe zu verhindern.” In einem konkreten Positionspapier geben sie Handlungsempfehlung an die Politik.

Forscher geben klare Handlungsanweisungen ab

Trotz der Brisanz und verheerenden Situation der Korallenriffe sehen die Forscher auch hoffnungsvolle Entwicklungen, besonders durch neue Ansätze bei der Restaurierung von zerstörten Ökoystemen mithilfe von Nesseltiere. Bisher wurden für die Aufforstung intakte Korallen abgeschlagen und zum Aufbau an zerstörten Stellen angesiedelt. Andere Ansätze verfolgen Lösungen, ohne intakte Systeme schwächen zu müssen.

Schonender Aufbau der Riffe bringt Hoffnung

So auch Jaime Ascencio und Daniel Dacomba aus Mexiko. Beide konnten dem Raubbau an der Natur nicht weiter nur zusehen, weshalb die beiden Ingenieure während ihrer Studienzeit das Start-Up Reefy gegründet haben. Mit Erfolg: Für ihr Projekt haben sie bereits den EU BlueInvest Award 2021 in der Kategorie “Healthy Oceans and Resilient Coasts” erhalten. Im Business Punk erklärten die beiden ihr Projekt. “Die Idee für Reefy hatte ich schon Jahre vorher”, sagte Ascenio. “Nach meinem Bachelor-Abschluss in Mexiko habe ich als Vertriebsingenieur Küstenschutzlösungen in Mexiko und der Karibik verkauft. Dabei sah ich die Folgen von Überfischung und Klimawandel aus nächster Nähe: sterbende Korallenriffe, Überschwemmungen und Strände, die durch Erosion verschwanden.”

Selbst Schutzmechanismen können Korallenriffen schaden

Durch seine Arbeit bemerkte der Ingenieur aber auch, dass seine Schutztechnik, die er verkaufte, den Riffen eigentlich mehr schadete denn schützte. “Sie hielten den Wellen nicht stand. Tonnenschwere Betonblöcke wurden unter Wasser wie Popcorn in einem Sturm umhergewirbelt.” Aus dem Antrieb heraus wollte er eine eigene Lösung entwickeln. Sein Ziel war es, modulare Elemente zu bauen und die Blöcke miteinander zu verzahnen, sodass sie später an ihrem Platz bleiben. Gleichzeitig sollte das System einfach zu verstehen und installieren sein.

Zwei Ingenieure und ein Biologe haben das Konzept erstellt

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, erarbeiteten sie gemeinsam schrittweise Konzepte für den Korallenschutz, nur fehlte dem Duo noch ein Biologe, der sich mit den komplexen Pflanzen- und Tierarten auskennt. Diesen fanden sie in Leon Haines, der nicht nur die Leidenschaft für die Ozeane mit den beiden Ingenieure teilt, sondern auch ausgebildeter Taucher ist. Auch für Haines begann der Schutz der Korallenriffe durch die Arbeit vor Ort in betroffenen Gebieten, wie er erzählte. 2014 arbeitete er in Thailand an einem Korallenriff-Restaurierungsprojekt. Durch seine Arbeit merkte er, “wie empfindlich das marine Ökosystem ist und wie sehr es unsere Hilfe braucht. Korallenriffe gelten als Regenwälder der Meere, an die eine Million Tier- und Pflanzen- arten sollen in ihnen leben.” Und diese ungeschützt absterben lassen? Für die drei Wissenschaftler keine Option.

Der Ansatz: Wie lassen sich Korallenriffe retten?

Doch wo beginnen? Als eine der Hauptbedrohungen für Korallenriffe gilt die steigende Meerestemperatur, wie Haines erklärte. “Denn eine oberflächennahe Koralle ist im Grunde ein Lebewesen, in dem eine Alge wohnt.” Korallen beziehen durch diese Algen einen Großteil ihrer Energie. “Wenn es zu warm wird im Meer, fangen die Algen an, Chemikalien wie Ozon zu erzeugen, die man auch freie Radikale nennt.” Die Folgen sind verheerend: Korallen stoßen die Alge ab, sodass es an Energie fehlt und sie schließlich weiß wird und abstirbt. Korallenbleiche.

Mehrere Gefahrenquellen zerstören die Ökosysteme unter Wasser

Letztlich, ergänzte Ingenieur Ascencio, seien Korallenriffe aber durch mehrere Faktoren gefährdet. Verschmutzung des Wassers durch Giftstoffe und Fäkalien, Überfischung, Zerstörung durch Anker und vor allem durch den Klimawandel. Trotz dieser Risikofaktoren sehen die Forscher Möglichkeiten, die sensiblen Ökosysteme zu schützen. “Wenn wir den Riffen erlauben, sich langsam an die steigenden Temperaturen anzupassen oder sich weiterzuentwickeln, dann gibt es Hoffnung.” Gelungene Beispiele von angepassten Kulturen gebe es bereits.

Die Riffe brauchen eine Pause, um sich zu erholen

Biologe Haines ergänzte: “Wichtig ist dabei, den gestressten Riffen eine Pause von menschlichen Störungen zu verschaffen.” Gelingen soll es durch das Herzstück Ihres Systems: die Reefy-Blöcke, die in bis zu zehn Metern Tiefe als Wellenbrecher Schutz für den Strand und die Küste bieten. Zwei Arten haben die Wissenschaftler davon entwickelt. Die Basis ist der weiße, strukturelle Block. Um diesen auch in unterschiedlichen marinen Ökosystemen einsetzen zu können, hat das Trio noch zusätzlich den Eco-Block entworfen. Er verfügt über ein Fächersystem, das durch die Hohlraumgrößen Spezies wie Hummer oder Jungfischen Unterschlupf bieten soll. Die Verbindung der einzelnen Blöcke soll zudem weitere Spalten und Lücken bilden, die Kleinstlebewesen ein Zuhause bieten. “So schaffen wir vom ersten Tag an ein komplexes Riffhabitat. Im Laufe der Zeit beginnen dann Organismen, darauf zu wachsen, oder wir säen sie selbst aus”, sagte Haines.

Reefy: Fünf Jahre brauchen Riffe, um sich zu erholen

Nach etwa fünf Jahren, so prognostizierten die drei Forscher, könne es schon erste Ergebnisse geben. Bestimmte Korallenarten würden sehr schnell reagieren und bis zu zehn Zentimeter pro Jahr wachsen. Als einer der ersten Einsatzgebiete für die “Reefy-Riffe” sind laut Ascencio die Nordsee und weitere Projekte in Mexiko, der Dominikanischen Republik und den Malediven geplant. “Bei dem Nordseeprojekt ist es wichtig, dass die Blöcke biologisch abbaubar sind, so will es das Gesetz. Hier setzen wir Muscheln, Sand und Kies ein und Schalen, die sich über die Jahre zersetzen.” Potenzielle Kunden seien Häfen, Offshore-Windparks, Strandressorts, die Versicherungsbranche sowie die Fischerei und Aquakultur. Zusätzlich arbeiten die drei Forscher auch mit Seegras, das große Mengen an CO₂ speichern kann, gegen Erosion schützt und somit die Wasserqualität verbessert.

Umweltschutz: Es liegt an einem selbst, zu helfen

Schon jeder einzelne kann zum Schutz der Riffe beitragen. Wie diesem Blog zu entnehmen ist, können schon kleine Veränderungen im Urlaub dem Ökosystem unter Wasser helfen.

  • Umweltfreundliche Sonnencreme verwenden
  • Korallen keinesfalls berühren
  • Bio-Dünger verwenden, um das Abwasser zu entlasten
  • Recycling, Plastikmüll vermeiden
  • Co2-Fußabdruck verringern
  • Abfallbeseitigung unterstützen
  • Schutzprojekte unterstützen

Titelbild: © ver0nicka/stockAdobe.com

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NewFinance Redaktion
NewFinance Redaktionhttps://www.newfinance.de
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