Der Auftritt von Facebooks CEO vor den US-Senat, um Rede und Antwort über den so genannten Datenskandal und die Rolle seiner Firma darin zu stehen, ist bereits eine Woche nach dem Tribunal eine Legende. Es war der nächste Zwischenstopp der Mark Zuckerberg Entschuldigungs-Tournee 2018. Aber konkret: Was bedeutet die Causa Facebook für unseren Alltag? Was ändert sich – oder besser: Ändert sich überhaupt etwas? Und was müssen wir als Versicherer, Vertrieb oder Vermittler bei der (gewerblichen) Nutzung von Facebook beachten?
Die alten Männer und das Datenmeer
Gleich zu Beginn der Anhörung ergriff der 33-Jährige das Wort: „Es war mein Fehler und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich führe es und ich bin verantwortlich, was hier passiert.“ Zuckerbergs Antworten ergaben wenig neue Erkenntnisse. Was nicht zuletzt auch an den Fragen der Senatoren lag. So kam seitens des Senator Orrin Hatch die Frage auf, was denn eigentlich Facebooks Geschäftsmodell sei, wenn es keine Gebühren von seinen Nutzern verlange. Darauf antwortete der Chef des sozialen Netzwerks: „Senator, wir schalten Anzeigen.“ Weitere originelle Fragen unten im Video.
Mr. Zuckerberg, wie verdienen Sie Ihr Geld?
Aber Spaß beiseite. Um Geld zu verdienen nutzt Facebook die Daten seiner User. Vornehmlich für personalisierte Werbung. Dem aktuellen Erkenntnisstand nach verkauft Facebook diese Daten nicht. Auch wenn die Berichterstattung von Datenlecks und Skandalen das zunächst suggerierte. Journalist Dennis Horn bringt das in einem lesenswerten Beitrag auf den Punkt:
„Facebook verdient 40 Milliarden US-Dollar im Jahr mit personalisierter Werbung. Werbekunden können bei Facebook zum Beispiele eine Anzeige für Norah-Jones-Fans schalten, die zwischen 30 und 40 Jahre alt sind, männlich und in Dormagen wohnen.” Aber entscheidend ist: “Ich bekomme diese Anzeige dann zu sehen — aber die Werbekunden erfahren nicht, dass ich es bin, der sie sehen kann. Wären die Daten nämlich einmal verkauft und in Umlauf, wären sie nicht mehr so wertvoll. Facebook sitzt also auf seinem Datenschatz.“ Dennis Horn im Gastbeitrag auf OMR.de
Die Grenzen der Durchlässigkeit
Die 87 Millionen Nutzerdaten, die möglicherweise an Cambridge Analytica wanderten, wovon mutmaßlich auch mehr als 300.000 Deutsche betroffen sein sollen, wurden über ein normales Facebook Feature „geerntet“. Durch eine App, ein Personality-Quiz, erlangte ein Psychologe der Universität Cambridge Zugriff auf Millionen öffentlicher Daten. Das ist zwar so heute nicht mehr möglich, da Facebook dieses Feature deaktiviert hat – aber wie viele Daten auf vergleichbarem Wege in den Besitz von Dritten gelangt sind, darauf gibt es bisher noch keine Antwort.
Des Pudels Kern
Sind Daten auf Facebook also überhaupt noch sicher? Eine Frage, die sich auch Makler stellen sollten. Nach aktuellen Schätzungen nutzen über 20.000 Versicherungs- und Finanzmakler in Deutschland Facebook regelmäßig auch für berufliche Zwecke. Ist das angesichts der aktuellen Ereignisse noch sinnvoll – oder gar erlaubt? Wie flüssig ist der Übergang von Kundenkontakt zur Beratungssituation via Facebook wirklich?
Oliver Pradetto, Kommanditist des Maklerpools blau direkt, schätzt die Lage folgendermaßen ein: “Die Beratung als Ganzes erfolgt unserer Erfahrung nach eher selten über Facebook. Zwar kann es sein, dass es über die persönlichen Nachrichten zu einem längeren Austausch kommt. Aber normalerweise verlagern sich die Gespräche schnell zu anderen Medien wie Mail oder WhatsApp. Gerade letzteres ist dabei aus unserer Sicht weitaus problematischer.”
“Datenskandal hin oder her, mit dem Abkommen zum EU Privacy Shield hat der Makler keine Rechtsfolgen durch die bloße Nutzung amerikanischer Dienste zu befürchten, und zwar auch dann nicht, wenn es gerade mal einen Skandal gab. ” Oliver Pradetto, Kommanditist von blau direkt
Aber Pradetto mahnt auch zur Vorsicht: “Ein großes Problem stellt unseres Erachtens die Nutzung der Facebook-Messenger-App und von WhatsApp dar. Beide Anwendungen forschen das Telefonbuch des Maklers aus und übernehmen damit auch die Kontaktdaten seiner Kunden.” Ohne ausdrückliche Zustimmung des Kunden sei das “auf jeden Fall rechtswidrig”, so Pradetto.
Titelbild; Beitragsbild: ©Facebook; ©Oliver Pradetto/blau direkt