In Deutschland leben aktuell rund 17.000 Menschen, die 100 Jahre oder älter sind. Schon länger ist bekannt, dass die Hundertjährigen die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe bilden. Auch eine aktuelle Analyse des World Economic Forum (WEF) bestätigt: 100 Jahre sind in Zukunft nicht mehr die Ausnahme. Wir werden künftig viel länger leben. Bis zum Jahr 2050 könnte sich die Zahl der Hundertjährigen weltweit auf mindestens 3,2 Millionen erhöhen.
Leere Rentenkassen, ungedeckte Pensionsforderungen
Ein gesundes, langes Leben: eine schöne Aussicht. Wäre da nicht die zweite Erkenntnis der Analyse: Wir können uns dieses lange Leben schlicht und einfach nicht leisten. Die Rentenkassen kommen schon jetzt an ihre Belastungsgrenzen. Australien, Kanada, Japan, die Niederlande, Großbritannien und die USA sind die sechs Länder mit den größten Pensionssystemen auf der Welt. Bis zum Jahr 2050 dürften in ihren Kassen bereits 224 Billionen Dollar fehlen. Werden die beiden bevölkerungsreichsten Staaten Indien und China zusätzlich hinzugerechnet, belaufen sich die ungedeckten Pensionsforderungen auf über 400 Billionen Dollar.
„Es handelt sich um eine tickende Zeitbombe“
Das schreiben die Studienautoren des World Economic Forums in ihrer Analyse. Steuern wir also auf eine globale Rentenkrise zu?
„Wir müssen die Herausforderungen heute angehen, wollen wir nicht die Zukunft künftiger Generationen aufs Spiel setzen“, sagt Michael Drexler, Infrastrukturexperte beim WEF.
Denn in Deutschland müssen im Jahr 2050 für einen Rentner 1,5 Arbeiter aufkommen. Heute sind es mit drei Arbeitern pro Rentner noch doppelt so viele.
Reform in den Startlöchern
Die Staaten sind nun in der Pflicht, private Vorsorge zu stärken. So müssen beispielsweise Firmen durch steuerliche Anreize dazu gebracht werden, auch einen Teil dazu beizutragen. Auch Union und SPD haben sich nun dem Thema angenommen und auf eine Reform der Betriebsrente verständigt. Damit soll die betriebliche Vorsorge vor allem auch für kleine und mittlere Unternehmen attraktiver werden. Arbeitgeber sollen künftig „enthaftet“ werden und müssen nicht mehr Höhe und Auszahlung der neuen Betriebsrenten garantieren. Bereits Anfang Juni soll der Bundestag diese neuen Renten-Regeln beschließen.
Riester-Vorsorge wird noch attraktiver
Auch bei der Riester-Rente will die Bundesregierung die staatliche Grundzulage auf 175 Euro anheben. Die Riester-Rente kann schon lange auch über den Arbeitgeber organisiert werden. Doch das Modell nutzt bisher kaum jemand. Durch die Reform fällt bei der Auszahlung dieser Spezialverträge im Rentenalter auf die private Zusatzrente künftig nicht mehr der volle, sondern lediglich der halbe Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag. Zum ersten Mal seit Einführung der Riester Rente vor 15 Jahren wird die staatliche Förderung nun also erhöht. Mit diesen Anpassungen wird die betriebliche Riester-Rente vor allem auch für Geringverdiener und Mitarbeiter in kleinen Betrieben noch attraktiver.
Zur Studie des World Economic Forums.
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