Die Deutschen verlieren das Vertrauen in die staatliche Rente. Stattdessen gewinnen aktienbasierte Anlageformen an Bedeutung. Das zeigen aktuelle Studien.
Höhere Rendite durch Fonds?
Oktober 2021: Die Wahl ist vorüber. Alle Zeichen stehen auf Ampel-Koalition aus SPD, FDP und den Grünen. In einem ersten Positionspapier haben sich die drei Parteien auf mehrere Kernpunkte der in den kommenden Jahren folgenden Politik geeinigt. Mit dabei: Die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung soll erhalten bleiben. Dafür aber wollen die Parteien das System der privaten Altersvorsorge reformieren. In einem ersten Schritt wollen sie prüfen, ob das Angebot eines öffentlichen Fonds mit Abwahlmöglichkeit machbar sei. “Daneben werden wir die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester prüfen”, heißt es im Papier. Für laufende Riester-Verträge gilt ein Bestandsschutz, die Koalition will darüber hinaus den Sparerpauschbetrag auf 1.000 Euro erhöhen.
Deutsche wollen die Förderung
Diese Fondslösung könnte genau zum richtigen Moment kommen, denn viele Bürger haben mittlerweile das Vertrauen in die gesetzliche Rente verloren. Eine große Mehrheit wünscht sich mehr staatliche Förderung für die private Altersvorsorge. Zu diesem Schluss kam eine Befragung im Rahmen des aktuellen Altersvorsorge-Index des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). Dabei fällt auf, dass Frauen mehr in Richtung Riester-Rente tendieren. 57,3 Prozent der Frauen und 37,7 Prozent der Männer sprechen sich für die Riester-Rente aus, während diese Anteile sich komplett umdrehen, wenn es um Aktien geht. Auf staatlich gefördertes Aktiensparen setzen 56,1 Prozent der Männer und 35,0 Prozent der Frauen.
„Die Deutschen wissen, dass die Aussichten auf eine ausreichende gesetzliche Rente schlechter werden und wollen deshalb eigenverantwortlich vorsorgen“, sagt Michael Heuser, Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, in einer Pressemeldung. „Sie erwarten im Gegenzug, dass der Staat Anreize setzt und sich mit Fördermitteln beteiligt. Denn Strafzinsen auf Bankguthaben, Bundesanleihen mit Negativzins und die anziehende Inflation hinterlassen Spuren und erschweren die Vorsorge für die nach wie vor sicherheitsorientierten Bürger. Staatliche Förderung könnte als Renditehebel für Garantieprodukte wirken oder einen Puffer für mit Aktien verbundene Risiken schaffen.“
Sicherheit und Rendite
Die Befragung zeigt weiterhin, wie wichtig den Deutschen die Sicherheit bei ihrer Altersvorsorge ist. 94,3 Prozent aller Befragten gaben an, dass beim Neuabschluss eines privaten Altersvorsorgevertrags die Leistungsgarantie mit an erster Stelle steht. 83,0 Prozent wollen eine hohe Rendite, 81,2 Prozent finden, dass die staatliche Förderung wichtig oder sehr wichtig ist. Heuser zufolge besteht hier das Problem, dass maximale Sicherheit und eine hohe Rendite gemeinsam kaum machbar sind. Weil die Deutschen das wüssten, sprächen sie sich stärker für die staatliche Förderung aus.
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