Endlich Urlaub! Das Traumziel via Smartphone ausgewählt, Flugtickets und Mietwagen gebucht, das Geld überwiesen. Die Route ist geplant, Kleider, Kinder, Winterstiefel eingepackt. Die Offline-Karte heruntergeladen und die Sehenswürdigkeiten markiert. Die Erholung kann starten.
Heutzutage regeln wir fast alles mit dem Smartphone. Hotels auswählen, bezahlen, Flugtickets und Plätze im Flugzeug reservieren. Egal, ob bei Reisen mit Bus, Bahn oder Schiff. Alles lässt sich mittlerweile über das Gadget steuern. Bis auf im Hotel selbst. Hier muss der Kunde immer noch warten. Anstehen an der Rezeption, Anmeldung ausfüllen, Zimmerkarten entgegennehmen. All das soll bald der Vergangenheit angehören, prophezeien Experten aus der Hotellerie.
Mit dem Smartphone in der Hand und der Leidenschaft im Koffer
Dreh- und Angelpunkt der Digitalisierung in der Hotelbranche soll das Multitool Smartphone sein. Das Handy soll zum zentralen Steuerungselement werden. Und Aufgaben wie Registrierung, Check-in, Check-out oder Buchungen von Aktivitäten, Wellness- und Spabehandlungen übernehmen. Ebenfalls eine Überlegung: Das Handy als elektronischen Zimmerschlüssel via App einzusetzen. Gäste kämen so direkt auf ihr Zimmer – ohne Plastikkarte. Diese Idee ist jedoch längst keine Zukunftsmusik mehr. Was technisch möglich ist, ist nun nur noch eine Frage des Datenschutzes. Und macht der einen Strich durch die Rechnung?
Alles beim Alten ändern
So zumindest die Meinung von Susanne Baumer von der Verbraucherzentrale Bayern.
„Der Verbraucher möchte genau wissen, was mit seinen Daten geschieht.“
Und so fordert die Teamleiterin der Marktwächter Digitale Welt der Verbraucherzentrale Bayern im Zuge dessen mehr Transparenz von den Unternehmen. Eike Kraft, Head of Communications bei AccorHotels, Vorreiterin für viele innovative Digitalstrategien in er Hotelbranchen, hält dagegen:
„Wer mag, der kann auch weiterhin per Telefon buchen und bar bezahlen, von dem wissen wir nichts. Wer sich aber zum Beispiel für unser Loyalitätsprogamm registriert, der gibt uns seine Daten. Und zum Lohn bekommt er von uns zehn Prozent Preisvorteil und passgenaue Angebote.”
Obwohl immer mehr Hotels Wert auf digitalen Service via Smartphone legen, liegt die Wahl also immer noch beim Kunden. Ob, welche und wann er seine Daten freigibt.
Der frühe Vogel fängt die Idee
Dass es in der Hotelbranche an Innovationen nicht mangelt, beweist die Hotelbird GmbH. Das Unternehmen bietet eine Software-Lösung für die Hotellerie an. Das Ziel: Prozesskosten zu senken. Wie? Indem der gesamte Kommunikationsprozess zwischen Rezeption und Gästen digitalisiert wird. Dabei vereint eine App alle Schritte: von der Buchung bis hin zur Bezahlung. Das soll den Hotelgästen vor allem zeitliche und örtliche Unabhängigkeit bieten. Und scheint gut anzukommen. Denn zu den Kunden der hotelbird Technologie gehören die Intercity-Hotels, Leonardo Hotels, Super 8 Hotels, Niu by Novum Hotels, Arthotel Ana, die jungen JAZ-Hotels der Steigenberger-Gruppe, die Linder City Hotels sowie die BoxHotels.
Ein Willkommens-Konzept
Nicht nur Szenenhotels und futuristische Ketten setzten auf Digitalisierung, Smartphone und Co. Auch große Konzerne entwickeln Lösungen. So lässt das Hilton seine Honor-Mitglieder mit der Technik von Salto digital einchecken und das Zimmer aufschließen. Das Marriott setzt ebenfalls auf den Einsatz von diversen Smart-Apps. Und manche Hotelketten gehen sogar einen Schritt weiter und bieten ein Smart-Room-Konzept. Ähnlich einer Smart Home Lösung steuert das Smartphone Licht, Fernseher, Klimaanlage und den Zimmerservice. Auch beim Check-out ist morgendliches Anstehen an der Rezeption überflüssig und die Rechnung kommt automatisch per Mail.
Deine Daten, meine Daten
Doch die Skepsis gegenüber solchen Smartphone Tools ist berechtigt. Alleine 2017 sind in Deutschland 23 Millionen Menschen Opfer von Cyberkriminalität geworden. Das geht aus einer Studie des amerikanischen IT-Sicherheitsunternehmen Norton by Symantec hervor. Das entspricht mehr als einem Drittel der Erwachsenen, die täglich online sind (38 Prozent). Der Gesamtschaden: Knappe 2,2 Milliarden Euro. Die größten finanziellen Verluste entstehen durch Identitätsdiebstahl, gefolgt von Angriffen mit Erpresser-Software und Kreditkartenbetrug. Wer diesem Risiko vorbeugen und mehr Cybersicherheit will, vor allem wenn es sich um das Firmenhandy mit empfindlichen Unternehmensdaten geht, kommt um eine Cyberversicherung nicht vorbei.
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