Samuel Koch: “Das Leben an sich ist riskant”

BU, Berufsunfähigkeitsversicherung, Unfallversicherung, Berufsunfähigkeit

„Rolle vorwärts“ lautet der Titel des zweiten Buches von Samuel Koch. Und das ist mehr als ein Lebensmotto. Am 4. Dezember 2010 verunglückte der damals 23 Jahre junge Mann vor den Augen eines Millionenpublikums der TV-Show „Wetten, dass…?“ schwer bei dem Versuch, mit Sprungstiefeln über ein fahrendes Auto zu springen. Seither ist er querschnittsgelähmt.

Seine beeindruckende Vita nach dem Unfall prägte er, indem er sein „zweites Leben“, wie er es nennt, allen Widernissen zum Trotz in die Hand nahm, sich nicht aufgab und etwas Besonderes daraus machte. Samuel Koch arbeitet unter anderem als Schauspieler und Autor, hält Vorträge und Seminare und engagiert sich für gemeinnützige Stiftungen und Projekte. Und ist damit ein starker Beweis dafür, dass auch nach schweren Schicksalsschlägen das Leben nicht nur weitergeht, sondern auch viel geben kann.

Professionelle Beratung ist gefordert

Während Menschen wie Samuel Koch ein Leben führen, das die Meisten sich kaum vorstellen können, bleibt das Absicherungsverhalten der Menschen in Deutschland hinter der Realität zurück. Studien der gesetzlichen Rentenversicherung, des Analysehauses Morgen & Morgen und anderer Experten zeigen, dass rund ein Viertel der berufstätigen Deutschen im Laufe ihres Lebens aus unterschiedlichsten Gründen berufsunfähig werden.

Dennoch haben bis dato nur etwas mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland eine BU-Versicherung abgeschlossen – also etwas mehr als ein Achtel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Auch wenn man hier berücksichtigen muss, dass nicht jede Berufsgruppe überhaupt oder wirtschaftlich leistbar für eine BU in Frage kommt, bleibt viel Luft nach oben. Warum ist das so?

Samuel Koch sieht eine mögliche Ursache dafür in der grundsätzlich guten gesundheitlichen Versorgung in Deutschland: „Wir haben hierzulande eines der besten Gesundheitssysteme weltweit. Das ist ein beruhigendes Gefühl und vermittelt die Sicherheit, auch nach einem Unfall abgesichert zu sein“, betont Koch und ergänzt:

„So wird suggeriert, wir und unser Körper seien bestens versorgt. Was ja auch stimmt. Was aber vermutlich leicht übersehen werden kann – auch von mir seinerzeit – dass im Fall der Fälle neben der medizinischen Versorgung alle anderen Kosten, die ein jeder hat (Miete, Lebenshaltung, Versicherungen), weiterlaufen. Ich höre immer wieder von Menschen, die auf diese Weise verarmen.“

„Das Leben an sich ist riskant“

Ein mangelndes Risikobewusstsein, wie sie Verbrauchern in Studien und der Presse oft attestiert wird, mag Samuel Koch dennoch nicht erkennen: „Das Leben an sich ist riskant. Die Fahrt mit dem Auto zum Bäcker zum Beispiel,“ so Koch. „Nur daheim auf dem Sofa fernsehen tut der Gesundheit auch nicht gut. Mir ging es immer darum, aktiv zu sein. Ich probiere gerne Dinge aus. Und wie heißt es so treffend: Wer mit beiden Beinen auf dem Boden steht, kommt nicht voran. Nur wer die Gefahr und das Risiko kennt, kann richtig damit umgehen. Passieren nicht viele Unfälle im Haushalt, weil man unüberlegt etwas tut? Übrigens in meinem Fall: Die mögliche Tragweite hatte damals keiner vorhergesehen, auch der TÜV und andere Sicherheitsexperten nicht.“

Ursachen von Berufsunfähigkeit nach Morgen & Morgen 2016

Die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit sind vielfältig. Während heute psychische Erkrankungen mit über 30 Prozent den Löwenanteil ausmachen, sind Unfälle wie Samuel Koch ihn erlebte mit nur zehn Prozent beinahe selten. Umso mehr ein Grund, die eigenen Lebensrisiken besser einschätzen zu lernen. Denn unabhängig von ihrer tatsächlichen Auswirkung sind die Gründe von Berufsunfähigkeit einschneidende Ereignisse, die das Leben meist vollständig „auf den Kopf stellen.“ Und das kann Samuel Koch nicht nur aus eigener Erfahrung bestätigen:

„Durch persönliche Gespräche erfahre ich viel über Menschen, die ähnliche Schicksale erlebt haben wie ich. Allein die Unfallhergänge sind teilweise kurios. Da gibt es Menschen, die vom Kirschbaum fallen, beim Schlafwandeln abstürzen oder beim Rauchen ohnmächtig werden und einfach umkippen. Oder die bei alltäglichen Aktivitäten wie Surfen, Reiten, Schwimmen oder Autofahren verunglücken. Weitere Ursachen sind auch Krankheiten oder medizinische Eingriffe“, berichtet Koch.

„Wie das ist, musste ich selbst herausfinden“

Was er ergänzt, klingt ermutigend: „Die meisten Menschen in dieser Lage meistern ihr Leben. Wer täglich vor schwere Herausforderungen gestellt wird, entwickelt zwangsläufig besondere Stärken.“ Woher er selbst die Kraft und Motivation schöpft, das Leben auch nach einer so einschneidenden Wendung so intensiv und positiv zu gestalten?

„Das hat wahrscheinlich viel mit Familie, Erziehung, Turnen, Glauben, nah an der Sonne gebaut sein, lieber lachen als weinen, zu tun.“

Als Wegweiser indes möchte Samuel Koch das aus eigener Erfahrung nicht verstanden wissen. „Als ich gerade im Krankenbett war, hat man mir einige Rollstuhlfahrer geschickt, die schon seit vielen Jahrzehnten im Rollstuhl saßen. Das war zu einem Zeitpunkt, an dem ich grad erst verstanden hatte, dass ich mich vielleicht nie wieder bewegen kann und dass all meine Träume, all meine Wünsche damit zerstört waren. Ich wollte davon nichts hören. Wie das Leben im Rollstuhl ist, musste ich zunächst einmal selbst herausfinden und nicht von jemandem erfahren, der mir das unbedingt sagen will. Daher bin ich heute auch immer sehr vorsichtig, wenn ich in Krankenhäuser eingeladen werde und Frischverletzte besuche. Wenn jemand in diese Situation kommt, muss er zunächst selbst damit zurechtkommen, leider. Es ist absurd zu glauben, da könne jemand von außen kommen, der sagt: So, Schalter umlegen, jetzt geht‘s wieder vorwärts! So funktioniert das leider nicht.“

Nach vorn schauen

Was er Menschen grundsätzlich mit auf ihren Weg geben kann? Samuel Koch sieht das differenziert, aber auch optimistisch: „Zu sagen, ich könnte ‚Unversehrten‘ dies oder jenes mit auf den Weg geben, wäre vermessen. Bis auf einen Aspekt: Gerade diese Menschen können positiv berührt sein, wenn sie jemanden kennenlernen, der augenscheinlich in schwierigeren Umständen ist und trotzdem versucht, aus seinem Schicksal das Beste zu machen. Der sich sein Glück erarbeiten und Dinge suchen will, für die er dankbar sein kann. Das kann für ‚Außenstehende‘ die Sicht auf das eigene Leben verändern. Wenn der Umgang mit mir also einen positiven Effekt auf meine Gesprächspartner hat, dann freue ich mich. Auch wenn ich diesen Anspruch gar nicht erheben will.“

Das Leben geht weiter. Für Samuel Koch bedeutet das vor allem eins: nach vorn schauen: „Ich sehe mir keine Bilder von meinem Unfall an, aber es beschäftigt mich schon hin und wieder und nervt mich auch. Nicht täglich und immer weniger, aber ich muss damit leben. Und ich versuche, das Beste daraus zu machen. Deshalb bin ich hier.“,

Titelbild: © Marcel Nöcker, Beitragsbild: © Yan Revazov

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NewFinance Redaktion
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