Bei all den Ratschlägen zur Fokussierung auf die Gen-X-Y-Z, sollte die Boomer Generation nicht außer Acht gelassen werden. Jene, die Anfang der 1950er bis Ende der 1960er Jahre geborenen sind, also zu einer Zeit in denen viele Brands noch kaum eine Zielgruppe adressierten. Doch sind es gerade sie, die ein enormes Potential bergen. Besonders für die Finanz- und Versicherungsbranche.
Babyboomer vs. Generation Silent
Zu den Babyboomern zählen Menschen wie Jürgen Klopp (Jahrgang 1967), Jennifer Aniston (1969), Jean-Claude Van Damme (1960) oder Madonna (1958). Ihr Auftreten und ihre Lebenseinstellung unterscheiden sich fundamental von deren Eltern, denn sie sind aktiv und jung geblieben. Sie hinterfragen Strukturen und Normen.
Damit zählen die heute 50- bis 70-jährigen zur „hochattraktive Zielgruppe“ für Unternehmen, findet Dr. Marco Vietor, Geschäftsführer der audibene GmbH.
„Sie sind mehr an Konsum interessiert als die Generation vor ihnen. Sie sind fordernd und anspruchsvoll, aber auch bereit, für hohe Qualität Geld auszugeben.“
Boomer als wichtiges Marketingziel
Die Boomer Generation ist für Versicherungsvertreter aus verschiedensten Gründen eine attraktive Zielgruppe.
Lebensdauer
Dank des medizinischen Fortschritts und des wachsenden Wohlstands der Gesellschaft, steigt auch die Lebenserwartung weiter an. So zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass sich der Anteil älterer Menschen in der Gesamtbevölkerung in Deutschland in einem Zeitraum von 1991 bis 2019, von 12 Millionen auf 18 Millionen erhöht hat. Und die Tendenz ist weiter steigend. Dementsprechend werden ältere Menschen künftig schon allein deshalb relevanter sein, weil es in den kommenden Jahren viel mehr von ihnen gibt.
Kaufkraft
Die Konsum- und Kaufkraft stieg innerhalb von 20 Jahren fast auf das Doppelte an. Vor allem bei der Generation Boomer. Das Ergab Eine Untersuchung des Demografen Tobias Vogt vom Max-Planck-Institut für Demografische Forschung von 2017.
So macht rund ein Drittel aller Konsumausgaben in Deutschland die Generation über 60 aus. Die Generation profitiert stark von der Bildungsexpansion ab den 1950er Jahren. Es bestand die Möglichkeit Wohlstand anzuhäufen. Und wegen der höheren Lebenserwartung erben sie oft erst im Rentenalter das Geld ihrer sparsamen Eltern aus den Wirtschaftswunderzeiten. Nach dem sozio-ökonomischen Panel des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, haben die 65- bis 74-jährigen fast dreißigmalso viel Vermögen wie die 25-jährigen.
Weiterhin verstärkt durch die Corona-Pandemie entdeckten Boomer nun noch einmal verstärkt den E-Commerce für sich. Mittlerweile zählt die Boomer Generation zu der am schnellsten wachsenden Gruppe von Online-Shoppern.
Trendsetter
Die Trends der vergangen Jahre in der Automobil- und Mobilitybranche, Beauty- und Fitnessbranche lassen sich auf die Gruppe der 50- bis 70-jährigen zurückführen. So sehr, dass das Marketing bereits dafür den Begriff „Woopie“ kreiert hat— „Well Off Elder People“ (deutsch: wohlhabende ältere Leute) In der Automobilindustrie zeigt sich das besonders deutlich – der durchschnittliche Neuwagenkäufer ist 52,8 Jahre alt.
„In Deutschland sind die Babyboomer für Mercedes-Benz eine sehr wichtige Kaufzielgruppe“, bestätigt die Daimler AG auf Anfrage von BUSINESS INSIDER mit.
Daimler wie auch BMW verneinen aber, ihre Fahrzeuge und Dienstleistungen auf bestimmte Altersgruppen auszurichten. In der Tourismus- und Freizeitwirtschaft sorgen die genussorientierten Babyboomer für den Boom bei Bildungs- und Wellnessreisen, bei Kreuzfahrten, beim Kauf von Wohnmobilen und E-Bikes. Für Banken und Versicherungen sei die Erbschaftswelle attraktiv, für soziale Organisationen die Spendenwelle.
Reine Seniorenprodukte sind out
Anders als der Volksmund annimmt, sind es gerade Boomer, die teilweise viel technikaffiner sind , als zugetraut. Viele haben sich bereits in den 1980er Jahren ihren ersten PC gekauft. Ganz zu schweigen von den ersten Handys.
Und auch heute nutzen sie genauso selbstverständlich Messengerdienste wie WhatsApp oder Viber, bestellen Essen über Liferando oder vernetzen sich bei Facebook. Inzwischen gibt es auch spezielle Dating-Portale für Menschen ab 50, oder Plattformen für soziale Kontakte, wie die App Stitch in den USA. Auch die Pharmaindustrie erwartet kräftige Umsätze, denn Krankheiten wie Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen oder Krebs nehmen im Alter zu. Aber auch alles, was sich um Vorsorge und Gesundheit dreht, wird weiterhin eine große Nachfrage haben.
Die Menschen wollen immer länger fit und gesund bleiben. Davon kann auch die Versicherungsbranche profitieren.
Ebenfalls sehr interessant: Smart Homes. Egal, ob elektrische Rollläden, die automatisch hoch- und runterfahren, intelligente Sicherheitstechnik und die Möglichkeit, sein Zuhause auch von unterwegs kontrollieren zu können, machen längere Abwesenheiten für Kreuzfahrten- oder Wohnmobil-Liebhaber noch einfacher.
Kommunikation mit der Boomer Generation
- Facebook ist das beliebteste Netzwerk der Boomer Generation. Gefolgt von Xing und LinkedIn.
- Content is King – besonders für Boomer: Videos und Beiträge mit mehrwertiger Informationen zu den Problemen und Fragen kommen extrem gut an.
- Auf die Details kommt es an: Font Size, Kontrast- und Tonlautstärke sowie die Größe des CTA- Buttons – je besser digitaler Content auf die Bedürfnisse der Boomer Generation zugeschnitten ist, desto eher bleiben Message und Name als positiv, zugänglich und vertrauenswürdig im Gedächtnis.
- Vermeidet die Begrifflichkeit „alt“: Viele Menschen der Baby Boomer Generation sind schließlich gerade einmal Mitte sechzig und voll dabei, das Leben zu genießen.
Titelbild: Alessandro Biascioli/ stock.abobe.com
